Einschusslöcher, Berlin-Mitte, 2014. |
Als ich heute morgen das Evangelium von
Lazarus und seiner Auferweckung hörte, durchzuckte es mich
erinnernd. Das war doch fast wie diese Geschichte von Adolf Hitler,
die ich gerade lese. Ein Toter wird wieder wach und lebendig. An
seiner Rückkehr entzünden sich angeregte Diskussionen – und auch
die Öffentlichkeit kocht sich wieder mal hoch.
Nur dass es, okay, bei Lazarus nicht in
erster Linie um diesen selbst geht, sondern um Jesus, der die
Auferstehung und das Leben ist. Und, ja, ich gebe es zu, dass Lazarus
ein guter Freund Jesu war, was man von Hitler nun auch nicht
behaupten kann. Es ließen sich sogar noch mehr Unterschiede finden –
Lazarus war Jude, erwachte nach nur drei Tagen wieder zum Leben und
von seiner weiteren Geschichte wissen wir nichts. Ganz anders im
Roman "Er ist wieder da" von Timur Vermes.
Auf welche Weise Hitler wieder lebendig
wird, ist nicht weiter wichtig und auch nicht Thema des Buches.
Hitler wcht dreckig und benommen auf. Das passiert halt so, wie so
vieles in dieser nicht immer logischen, sehr lakonisch erzählten und
mit allerlei Dümmlichkeiten angereicherten Geschichte, die trotzdem
immer wieder scharf beobachtete Momente von Gesellschaftskritik
aufweist.
Um all das geht es dem Evangelisten
nicht. Jesus steht im Zentrum, die Anfeindungen auf sein Tun hin.
Denn gerade wie Lazarus lebendig wird, ist ein springender Punkt in
der Erzählung von seiner Auferweckung. Es geht um einen Vorgriff auf
Ostern. Um eine Auferweckung.
Lazarus wird auferweckt, denn seine
Angehörigen, die um ihn trauerten, haben einen Menschen geholt, von
dem sie erwartet hatten, dass er helfen kann. Sie hatten gehofft, in
dem Sinn, wie später Gabriel Marcel sagen wird: „Einen Menschen
lieben heißt sagen: Du wirst nicht sterben.“
U-Bahnhof Yorckstraße, Kreuzberg, Berlin, 2014. |
Und Jesus liebt diesen Mann tatsächlich
(Joh 11,5), und so hilft er nun, tief bewegt (Joh 11,33.35.38) und
betend (Joh 11,41).
Lazarus wird von Jesus gerufen. Er ruft
ihn heraus aus der Höhle, aus seinem Grab. Seine Auferweckung kommt
aus dem Angesprochenwerden, dem Gewolltsein, aus der Liebe. Denn das
ist Leben im christlichen Verständnis letztlich.
Genug Unterschiede zum Bestseller von
2011 also – heute immerhin ein passender Stichwortgeber aus der bösen Ecke
zum Thema
Liebe, Jesus, Auferstehung.