Zunächst ganz simpel: Weil ich
überzeugt bin, dass er mich ruft.
Zu was genau, das lässt sich
hoffentlich erkennen an einigen meiner Gaben, an meiner inneren
Sehnsucht und an den Notwendigkeiten für Menschen solcher Gaben und
solcher Sehnsucht heute.
Jesus hat damals in Galiläa Menschen
berufen mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen von Gott, sehr
unterschiedlichen Plänen für ihre Zukunft und sehr verschiedenen
Begabungen. Zöllner, Fischer, Kämpfer waren darunter – und alle
fanden einen Platz.
Alte und neue Bauwerke, Britzer Garten, Neukölln, Berlin, 2014. |
Ähnlich lässt Ignatius von Loyola in
seinen Geistlichen Übungen die Übenden erwägen, "wie der
Herr der ganzen Welt so viele Personen, Apostel, Jünger usw.
auswählt und sie über die ganze Welt hin sendet und sie seine
heilige Lehre über alle Stände und Lebenslagen der Personen
ausstreuen."1
Kurz gefasst: Weil ich glaube, dass er
Verwendung für mich hat und dies auch nutzen will.
2
Der zweite Schritt ist nun eher
inhaltlich und begründet den ersten Punkt: Ich will Jesus folgen,
weil ich glaube, dass er der Sohn Gottes ist. Das ist eine
Glaubensentscheidung meinerseits, die verschieden, sinnvollerweise
auch theologisch begründet werden kann. Das tue ich an dieser Stelle
nicht ausführlich, aber wenn ich dies tatsächlich glaube, dann
partizpiert dieser Jesus an der Stellung Gottes uns gegenüber. Das
ist ein Anspruch von Absolutheit, der mich anzieht.
Nicht meine Launen oder irgendwelche
Moden, sondern das Höchste erstrebbare Gut auf der Erde, Gott selbst
ist es, dem ich dann folgen kann.
Der, vor dem allein ein halbwegs
aufgeklärter Mensch noch die Knie beugen kann, weil er als dieser
Sohn Gottes fleischgewordene Liebe zu uns ist, trotz allem, was in
seinem Namen Schlimmes getan wurde. Denn "Gott hat die Welt
so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab" (Joh
3,16). Das glaubend will ich folgen.
3
Dann, etwas stärker auf mich bezogen:
Weil ich hoffe, ihm in seinen Fußspuren nahe zu sein und hoffe, so
satt werden zu können.
Was heißt das? Wenn ich Jesus
tatsächlich folge, ruft er mich heraus aus mir und meinen
Gewohnheiten. Papst Franziskus beschreibt das so: "Das
Evangelium lädt vor allem dazu ein, dem Gott zu antworten, der uns
liebt und uns rettet – ihm zu antworten, indem man ihn in den
anderen erkennt und aus sich selbst herausgeht, um das Wohl aller zu
suchen."2
Je mehr ich aus mir heraustrete, desto mehr kann ich ihm nahe kommen
– und auch mir selbst wieder neu.
Aus meiner Erfahrung sättigt seine
Nähe die Seele – das gibt ein friedvolles und ruhiges Herz, das
sich geliebt und getragen weiß und darum lieben kann. Besser kann
ich es gar nicht beschreiben.
Gebäudeläufe, Charlottenburg, Berlin, 2014. |
4
Schließlich: Weil Jesus einer ist, den
die Bibel als einen guten Freund und geistlichen Begleiter darstellt
– der mich konfrontiert und beunruhigt, bei dem ich mich zugleich
geschätzt weiß und als ich selbst wahrgenommen fühle. Einer, der
mich herauslocken und fordern will und mir zu meiner eigenen Tiefe
helfen kann. Der geduldig ist und zuhört und zugleich selber
wichtige Impulse setzt. Nicht zuletzt einer, der mich lebendig macht
durch sein Leben, das er nicht nur in Worten teilt, sondern durch
sein Tun.
Im betenden Kontakt mit der Bibel ist
das für mich erfahrbar.
5
Aber: Jesus folgen zu wollen ist bei allem
guten und vielleicht sogar starken Willen kein Selbstläufer. Bei
Johannes Hartl habe ich neulich eine gute Beschreibung des Weges
gefunden, den Jesus mit den Willigen geht. Er legt Jesus in den Mund:
"Du hast mir dein Alles gegeben und ich nehme dich beim Wort,
ich glaub dir das. Aber ich bin zu zärtlich, als dass ich dir jetzt
sofort das ganze Ausmaß von all dem zeigen würde. Ich nehme dich
durch dein Leben, Phase für Phase, Tür für Tür, Stufe für Stufe,
durch kleine Erschütterungen, wo du erkennst: "Wow, da gibt's
ja was, das ich dir noch nicht gegeben hab.""3
Fortsetzung
folgt.
1 Ignatius
v. Loyola, Geistliche Übungen und
erläuternde Texte. Leipzig 1978, No. 145.
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