Samstag, 14. Februar 2015

"Werde rein!" - Oblationstheorie im Vollzug

So wie Jesus den Aussätzigen im heutigen Evangelium (Mk 1,40-45) heilt und ihn mit dem Satz "Ich will es – werde rein!" (v41) in die soziale und kultische Gemeinschaft zurückführt, so feiern die Christen Sonntag für Sonntag ihr heilendes Eintreten in die Versammlung um den Tisch des Herrn.

So wie in der Eucharistiefeier die Gaben zum Altar gebracht werden, so bringen auch die Gläubigen sich dorthin. Denn mit Brot und Wein bringen sie ihre ganze Welt zu Gott hin, wie schon an den vorhergehenden Bitten deutlich wird.

Ähren. Tempelhofer Feld, Berlin, 2014.
So wie Brot und Wein in der eucharistischen Wandlung dann zu Leib und Blut Christi werden, so werden auch die Feiernden hineingenommen in die Hingabe von Leib und Blut Christi, die feiernd vergegenwärtigt wird. Sie stellen Gott ihr Leben zur Verfügung und lassen sich von ihm verwandeln. Denn im Kern ist die sakramentale Feier der zeichenhaft vollzogene wechselseitige Akt einer liebenden, freien, personalen Selbstübereignung von Gott und Mensch. Gegründet auf Gottes Initiative in Schöpfung, Menschwerdung und Geistsendung ist die liturgische Feier die Wiederaufnahme dieser hinschenkenden Anteilgabe Gottes an seinem Leben.
Der Mensch übernimmt diesen Weg des Verschenkens als seinen eigenen und antwortet seinerseits mit der Weggabe seiner selbst, indem er sich in der Taufe, mit Christus sterbend und auferstehend (vgl. Röm 6,3f), Gott als Kind in Christus übergibt. Die Eucharistie ermöglicht ihm das immer neue Hineintreten in diesen Grundvollzug der Taufe, indem nun all das Eigene – die Gaben und das ganze Leben – vor Gott hingebracht wird, damit Gott es hineinnimmt und verwandelt in der Hingabe Christi.

So wie die Christen in der Taufe in den Leib Christi eingetaucht wurden und als Getaufte an seinem Leben Anteil bekommen, so soll sich sein Leben in ihrem Lebensalltag widerspiegeln. Wenn sie in Mühe und Arbeit stehen, können sie mit Paulus hoffen: "wenn auch unser äußerer Mensch aufgerieben wird, der innere wird Tag für Tag erneuert" (2Kor 4,16) Die Erneuerung ist Geschenk seiner Auferstehungskraft, aus der Christen leben dürfen. Nicht das Überkommene und nicht das Bleibende sind das entscheidende Diktum von Gottes Kommen, sondern sein Wort: "Seht, ich mache alles neu!" (Off 21,5)

Lebenssaftspender, Böhmischer Gottesacker, Rixdorf, Berlin, 2014.
In den eucharistischen Gaben vollzieht sich zeichenhaft die Neugestaltung und Verwandlung der Welt. In Brot und Wein nämlich wird deutlich, wie Gott alles umgestaltet: Er zieht die alte Welt in seine Herrlichkeit, schafft die erneuerte Welt aus menschlicher Hingabe nach dem Urbild Christi – in den eucharistischen Gaben, aber auch im Alltag, im Bekenntnis, in der Liebe, im Leben aus Gottes Geist.
Überall dort wird das neue Leben aus der Taufe spürbar, die Christen aktualisieren es und durchwirken die Welt mit dem Sauerteig des Lebens Christi selbst.

So wie der Geheilte dann allen Menschen von seiner Verwandlung erzählt (v45), so können auch die durch die Feier neu in Gottes Leben eingetauchten, die gewandelten, gestärkten, gesegneten Christen hingehen und dankbar von dieser verwandelnden Liebe erzählen.