So wie Jesus den Aussätzigen im
heutigen Evangelium (Mk 1,40-45) heilt und ihn mit dem Satz "Ich
will es – werde rein!" (v41) in die soziale und kultische
Gemeinschaft zurückführt, so feiern die Christen Sonntag für
Sonntag ihr heilendes Eintreten in die Versammlung um den Tisch des
Herrn.
So wie in der Eucharistiefeier die
Gaben zum Altar gebracht werden, so bringen auch die Gläubigen sich
dorthin. Denn mit Brot und Wein bringen sie ihre ganze Welt zu Gott
hin, wie schon an den vorhergehenden Bitten deutlich wird.
Ähren. Tempelhofer Feld, Berlin, 2014. |
So wie Brot und Wein in der
eucharistischen Wandlung dann zu Leib und Blut Christi werden, so
werden auch die Feiernden hineingenommen in die Hingabe von Leib und
Blut Christi, die feiernd vergegenwärtigt wird. Sie stellen Gott ihr
Leben zur Verfügung und lassen sich von ihm verwandeln. Denn im Kern
ist die sakramentale Feier der zeichenhaft vollzogene wechselseitige
Akt einer liebenden, freien, personalen Selbstübereignung von Gott
und Mensch. Gegründet auf Gottes Initiative in Schöpfung,
Menschwerdung und Geistsendung ist die liturgische Feier die
Wiederaufnahme dieser hinschenkenden Anteilgabe Gottes an seinem
Leben.
Der Mensch übernimmt diesen Weg des
Verschenkens als seinen eigenen und antwortet seinerseits mit der
Weggabe seiner selbst, indem er sich in der Taufe, mit Christus
sterbend und auferstehend (vgl. Röm 6,3f), Gott als Kind in Christus
übergibt. Die Eucharistie ermöglicht ihm das immer neue
Hineintreten in diesen Grundvollzug der Taufe, indem nun all das
Eigene – die Gaben und das ganze Leben – vor Gott hingebracht
wird, damit Gott es hineinnimmt und verwandelt in der Hingabe
Christi.
So wie die Christen in der Taufe in den
Leib Christi eingetaucht wurden und als Getaufte an seinem Leben
Anteil bekommen, so soll sich sein Leben in ihrem Lebensalltag
widerspiegeln. Wenn sie in Mühe und Arbeit stehen, können sie mit
Paulus hoffen: "wenn auch unser äußerer Mensch aufgerieben
wird, der innere wird Tag für Tag erneuert" (2Kor 4,16) Die
Erneuerung ist Geschenk seiner Auferstehungskraft, aus der Christen
leben dürfen. Nicht das Überkommene und nicht das Bleibende sind
das entscheidende Diktum von Gottes Kommen, sondern sein Wort: "Seht,
ich mache alles neu!" (Off 21,5)
Lebenssaftspender, Böhmischer Gottesacker, Rixdorf, Berlin, 2014. |
In den eucharistischen Gaben vollzieht
sich zeichenhaft die Neugestaltung und Verwandlung der Welt. In Brot
und Wein nämlich wird deutlich, wie Gott alles umgestaltet: Er zieht
die alte Welt in seine Herrlichkeit, schafft die erneuerte Welt aus
menschlicher Hingabe nach dem Urbild Christi – in den
eucharistischen Gaben, aber auch im Alltag, im Bekenntnis, in der
Liebe, im Leben aus Gottes Geist.
Überall dort wird das neue Leben aus
der Taufe spürbar, die Christen aktualisieren es und durchwirken die
Welt mit dem Sauerteig des Lebens Christi selbst.
So wie der Geheilte dann allen Menschen
von seiner Verwandlung erzählt (v45), so können auch die durch die
Feier neu in Gottes Leben eingetauchten, die gewandelten, gestärkten,
gesegneten Christen hingehen und dankbar von dieser verwandelnden Liebe
erzählen.