Mittwoch, 11. Februar 2015

Kühlschränke sehen, Zukunft denken

Eine Gesellschaft, die mit der Institution Kühlschrank sowie den Werten und Prinzipien dieser weißen Riesen zunehmend weniger anzufangen weiß, benötigt vor allem zwei Dinge: Einmal eine Antwort darauf, wie die Sehnsucht nach Kühle und (neudeutsch) Coolness in der postinstitutionellen Ära befriedigt werden kann. Und zum anderen intelligente Umnutzungskonzepte für die nun nicht mehr gebrauchten alten Modelle mit ihrer spezifischen Aura und den darin liegenden Möglichkeiten.
Zur ersten Frage einige grundsätzliche Thesen, zur zweiten eine repräsentative Bilderreihe aus der Region.


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Die Frage beinhaltet schon eine Vermutung – Kühle bleibt auch weiter nötig. Doch woher kommt der Vertrauensverlust in die großen Marken, die das Geschehen so lange dominierten? Denn ganz auf frisch und damit kühl zu haltende Güter werden die meisten Menschen bei ihrer Ernährung nicht verzichten können. Hier braucht es eine angstfreie Debatte.
Steckt dahinter eine Selfmade-Mentalität, die zu den kostengünstigen altehrwürdigen Aufbewahrungsorten Keller, Balkon und Fensterbrett oder gar zu archaischen Eisblöcken in der Speisekammer zurückkehrt oder muss die Vermutung revidiert werden, dass Menschen auch heute noch Kühlung brauchen?
Doch wenn nicht Kühlschränke die frische Kühlung bringen sollen, muss man sich die drohenden Alternativen vor Augen stellen: den Klimawandel und die beengten Wohnverhältnisse. Der Winter ist nicht mehr, was er einmal war, orientierungslose Stürme ziehen übers Land, oft genug ist kein Balkon vorhanden und das Fensterbrett zu klein.
Kann also durch eine Patchworkcoolness oder Verzicht auf kühl zu haltende Milchspeisen noch ein anständig ernährtes Leben geführt werden?
Der Autor zweifelt. Es drohen vielmehr Verwahrlosung der Essgewohnheiten, zu warme Gedanken wenn es kühl wird, graduelle Beliebigkeit und nicht zuletzt leere Flecken in den Küchen.

Es soll an dieser Stelle also eindeutig eine Lanze für den Kühlschrank gebrochen werden – der Wunsch nach Kühle kann anders nicht befriedigend erfüllt werden. Versorgungssicherheit, anhaltende Frische, wohltuende Kälte, gleichbleibende Temperaturen, Regulierbarkeit im Rahmen des Möglichen, geringe Geräuschbelastung, eine angemessene Auwahl an Anbietern und ein Eisfach sprechen wohl für sich. Nur einkaufen muss man weiterhin selbst.

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Da gesellschaftliche Trends sich aber schwer umkehren lassen, muss auch für die bereits aussortierten Kühlschränke eine dem Gegenstand möglichst angemessene Nachnutzung gefunden werden. Im Raum Neukölln haben sich seit den Weihnachtsfeiertagen die Ideen im öffentlichen Raum potenziert und möglicherweise finden sich hier wie schon so oft die zukünftigen Trends für die ganze bundesrepublikanische Öffentlichkeit.
Eine Auswahl verschiedenster, leerer und gefüllter, liegender und stehender, entkleideter und verkleideter Varianten werden präsentiert.