Freitag, 25. November 2016

Schluss mit der Trickserei! – Advent ist nahe

Es geht auf den Advent zu und die Welt scheint schon in den Startlöchern zu sitzen. Allerorten (auch im Gefängnis!) wird Schmuck angebracht und erwartet, dass es endlich gemütlich wird.

Beim Blick in die biblischen Texte, die die Ankunft (denn nichts anderes bedeutet adventus ja) thematisieren, zeigt sich allerdings, dass es dabei oft um das unerwartete Kommen eines Rechenschaft einfordernden Herren geht.
Dementsprechend wird alles geordnet, die Bücher müssen stimmen, Zahlen werden schnell geprüft, Löhne ausgezahlt, denn wenn etwas nicht stimmt, wird es ungemütlich.
Wirklich Weihnachtsbaum?
Friedhof in Neukölln, Berlin 2015.
Bei Matthäus beispielsweise sollte der gute Hausverwalter den übrigen Angestellten "zur rechten Zeit" geben, "was sie zu essen brauchen" (Mt 24,45). Das darf man sich auf der Zunge zergehen lassen: im richtigen Augenblick auch tatsächlich das Richtige für Andere zu tun.
Als Aufgabe für uns gewendet heißt das wohl auch, dass es Fingerspitzengefühl und Einfühlung braucht, um sein Leben zu ordnen und verantwortlich mit allen Menschen umzugehen.

Wer das aber nicht tut, sondern "anfängt, seine Mitknechte zu schlagen" oder "mit Trinkern Gelage feiert" (v49) – hier darf jeder selbst schauen, was je persönlich passend ist – und sein Leben anderweitig vernachlässigt, zu dem kommt der Herr unerwartet und heftig.

Anschließend sprechen die unterschiedlichen Übersetzungen davon, dass ein solcher zu den "Heuchlern" (Einheitsübersetzung/Luther) oder "Scheinheiligen" (Klaus Berger) oder "Blendern" (Fridolin Stier) gesteckt wird.
Wo die "Heuchler" schon gar nicht mehr wirklich aussagen, was das Problem ist, bringen die anderen beiden Begriffe es gut auf den Punkt: Nicht Unachtsamkeit, Pflichtvernachlässigung oder Bosheit bilden das eigentliche Problem, sondern die Tatsache, dass da einer versucht hat, dem Herrn etwas vorzugaukeln. Ein gewiefter Hochstapler, ein mitunter sogar charmant wirkender Betrüger – einer, der den Lebensernst verkennt, auf der Bühne glänzt und hinter dem Vorhang alles sofort fallen lässt. Oder wenn der Herr ferne scheint.

Vielleicht ist das eine passende Anregung für den Start in den Advent:
Mit dem Schmücken der Wohnung oder des Arbeitsplatzes, mit Weihnachtsmarktbummel und sanfter Musik nicht zu versuchen, das Lebenschaos dahinter zu verbergen und auf diese Weise Gott und auch sich selbst in die Tasche zu lügen.
Vielmehr (wieder) einmal zu beginnen, Sein und Schein in Einklang zu bringen.
Denn Gott ist nicht ferne!

Gott ist nicht ferne. Außenansicht einer JVA, 2016.