Die Unterschiede liegen natürlich klar
auf der Hand: es herrschen völlig andere politische Verhältnisse,
die Stellung der beteiligten Personen und auch die konkrete
Vorgeschichte unterscheiden sich deutlich. Doch die Art und Weise,
wie einige Personen im Roman „Augustus“ von John Williams
handeln, und wie heute Donald Trump vor und nach der Wahl auftritt,
weisen starke Parallelen auf.
Das Eine und das Andere. Kleistpark, Schöneberg, Berlin, 2015. |
John Williams beschreibt aus
verschiedenen zeitgenössischen fiktionalen Perspektiven, wie sich
der
Dessen Gebaren angesichts von roher physischer Gewalt, öffentlicher Meinung und seiner politischen Gegenspieler ist ähnlich zwiespältig wie das von Donald Trump.
Dessen Gebaren angesichts von roher physischer Gewalt, öffentlicher Meinung und seiner politischen Gegenspieler ist ähnlich zwiespältig wie das von Donald Trump.
Übergang der Macht von Julius Cäsar zu Augustus gestaltet. Zu Beginn des Romans kommt der spätere Kaiser Octavius Augustus in die Situation des politischen Umbruchs und der gesellschaftlichen Orientierungslosigkeit nach der Ermordung Caesars nach Rom und versucht, seinen ihm durch Adoption und Erbe durch Julius Caesar zugesicherten Platz einzunehmen. Als mächtiger Gegenspieler des jungen Mannes und Noch-nicht-Kaisers wird Marc Anton beschrieben.
Die persönliche
Einschätzung des Begleiters Gaius Cilnius Maecenas in einem Brief
hat mich doch sehr an die derzeitige Haltung Trumps nach seinem Sieg
erinnert (von allen anderen möglichen Parallelen, die sich im Roman
ergeben könnten, einmal abgesehen).
„Cäsar war tot – getötet durch
den ‚Willen des Volkes‘, behaupteten die Mörder und mussten sich
doch im Kapitol gegen eben jenes Volk verbarrikadieren, das Ihnen
diese Tat ‚aufgetragen‘ hatte. Zwei Tage später sprach der Senat
den Attentätern seinen Dank aus, um mit dem nächsten Atemzug genau
jene Vorlagen zu billigen und zu Gesetzen zu erklären, die Cäsar
beantragt und für die er ermordet worden war. […] Als Cäsars
Freund wiegelte Antonius das Volk gegen die Attentäter auf, hatte
die Mörder aber noch am Vorabend der Iden des März zum Essen
eingeladen, unterhielt sich im Augenblick der Tat angeregt mit einem
von ihnen (Trebonius) und aß zwei Abende später erneut mit
denselben Männern! Wieder peitschte er die Bürger auf, stiftete Sie
dazu an, aus Protest zu plündern und zu brandschatzen, und billigte
schließlich die Verhaftung und Hinrichtung der Rädelsführer wegen
Verstoßes gegen das Gesetz. Er ließ Cäsars Testament öffentlich
verlesen und sträubte sich mit allen Mitteln dagegen, es auch zu
erfüllen.“1
Absichtsvoll formuliert Williams hier
die fiktive Meinung eines Mannes, der in dieser Sache eindeutig
Partei ist – aber die Parteilichkeit lässt sich in politischen
Umbrüchen schwerlich vermeiden und ist dem Autor hier ein
literarisches Mittel.
Dementsprechend muss auch die sich anschließende Frage des Maecenas im Kontext des Romans als persönliche Wertung gelesen werden:
Dementsprechend muss auch die sich anschließende Frage des Maecenas im Kontext des Romans als persönliche Wertung gelesen werden:
„Wie setzt man sich gegen einen Feind
zur Wehr, der völlig irrational und unberechenbar ist – und der
dank animalischer Energie und der Gunst der Umstände doch eine
beängstigende Macht anhäufen konnte?“2
Allerdings müssen sich die heutigen
Bürgerinnen und Bürger der Vereinigten Staaten diese Frage ebenso
stellen wie alle anderen Menschen, die mehr oder weniger mittelbar
mit dem zukünftigen Präsidenten dieser Weltmacht zu tun haben.
Für die Bürger Roms klärte sich die Situation jedenfalls recht bald durch Marc Antons opportunistischen Willen zur
Macht und die militärische Präsenz seiner Gegner.
Kaiser aber wurde ein anderer – womit
die Parallelen zu Trump wohl auch schon wieder enden...
Spiegelungen. Körnerpark, Neukölln, Berlin, 2016. |
1
J. Williams, Augustus. München 2016, 63.