Samstag, 26. November 2016

Der dreifache Advent – Gott zum Menschen hinterhergehen

Bekanntlich schaut die Adventszeit in drei verschiedene und zugleich miteinander verknüpfte Richtungen: das dreifache Kommen Gottes zu den Menschen.

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Da ist zum einen der Blick nach vorn in die Zukunft, auf das zukünftige Kommen eines Retters in den letzten Tagen. Davon spricht zum Beispiel die Evangelienlesung an diesem Ersten Advent. Die Endzeit war ein bestimmendes Thema der Verkündigung Jesu und dementsprechend voll sind die Evangelien mit diesbezüglichen Hinweisen und Ausmalungen.
Für heutige Menschen gibt es ähnlich viele Vorstellungen und vor allem Ängste bezüglich der Zukunft und der bedrohlichen klimatischen, politischen oder sozialen Verwerfungsschatten, die sie augenscheinlich schon vorauswirft.
Blick voller Erwartung. Königsmünster, 2015.
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Als nächstes gibt es den Blick zurück auf die Erwartung des Volkes Israel: ein Retter sollte kommen; einer, der Frieden bringt und Befreiung von fremden Herrschern; einer, der das Joch des Volkes stellvertretend trägt und ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit aufrichtet. An vielen Stellen vermischte sich die Vorstellung vom Erscheinen eines Retters mit dem Weltende, so dass sich die Erwartung des Retters mit den endzeitlichen Bildern überschnitt. Als Christen schauen wir auf Jesus aus Nazareth und erkennen in ihm diesen verheißenen Messias.
Für heutige Menschen stellt sich die Frage, welche Heilsfiguren wir kreieren und wem wir die Last messianischer Ansprüche auferlegen. Einige politische Akteure scheinen sich mit ihren Antworten auf die komplexen Fragen der Welt selbst als schnelle Heilsbringer anbieten zu wollen.

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Schließlich der Blick nach innen, der sich auch in vielen romantisierenden Adventsliedern findet: das Bereiten des Herzenskämmerleins, in das ein Herrscher einziehen will, wenn wir nur unsere Tore weit machen und dem fremden Gast öffnen. Jenseits der altertümlichen (wenngleich im kollektiven Unterbewussten gelandeten) Sprachbilder steckt in diesem Punkt aber ein spiritueller Kern dieses Blickes auf das Ankommen Gottes.
Gerade für heutige Menschen nämlich entscheidet sich hier die religiöse Ausrichtung des Lebens. Nicht mehr im hoffend-angstvollen Himmelslohn-oder-Höllenstrafe-Diskurs und auch nicht in der Rückwendung zu Rettervorstellungen aus einer vergangenen Vorstellungswelt besteht unsere Spiritualität. Sondern in der Achtsamkeit, dem Hören auf das Innere und der eigenen Gotteserfahrung.

Aber gerade dies lässt sich aus dem nach innen gekehrten Blick noch einmal wenden in Richtung Mitmensch – schließlich will Gott nicht nur in meine kleines Leben kommen, sondern auch in das meines Nächsten, ja er hat die ganze Welt im Blick, wenn er kommt.
Und ich darf sogar annehmen, dass er es sich dort schon gemütlich gemacht hat. Jedenfalls kann ich das Gegenteil nicht wissen und setze Gottes Gegenwart im Herzen des Nächsten voraus.

So werde ich meinen Advent dadurch prägen lassen, ihm einmal hinterher zu gehen zu den Menschen und neu zu manchen Freunden, Verwandten und Bekannten aufzubrechen.
Und ich bin guter Hoffnung, auf genau diese Weise Gottes Weg zu folgen.

Mein Weg - auch Gottes Weg. Rahrbach, 2015.