Während der letzten Tage hat der
schwedische Kardinal Lars Anders Arborelius das Erzbistum Berlin
besucht und mehrere Male öffentlich gesprochen. Ich kannte ihn
vorher nicht und habe ihn das erste Mal bei der Wallfahrt des
Pastoralen Personals nach Brandenburg (Havel) am Mittwoch dieser
Woche gehört.
Es war ein inspirierender Vortrag.
Zunächst hat der Kardinal sich über
die Suche nach Gott im Alltag geäußert. Die Anwesenheit Gottes in
jedem Moment entdecken war eines der hauptsächlichen Themen. Dazu
gehört für ihn auch die Möglichkeit, Gottes Ebenbild im Nächsten
zu entdecken. Soweit, so bekannt.
Mitten in der Diaspora. Autobahnbaustelle in Ostdeutschland, 2017. |
Aber mit Blick auf die katholische
Kirche in Schweden betonte Arborelius anschließend, dass die dort
(wie auch in Berlin und Brandenburg) allgegenwärtige
Diasporasituation den Katholiken eine besondere Chance bietet.
Freilich steckt in dieser Chance auch eine Herausforderung.
Arborelius führte dies unter anderem
aus, als er über die katholischen Migranten, vornehmlich aus Polen,
aber auch aus anderen katholisch geprägten Ländern sprach, die auf
der Suche nach Arbeit nach Schweden kommen. Deren Hintergrund ist
stark von einem sehr selbstverständlichen Katholizismus geprägt,
deshalb ist eine Kirche an der Peripherie, wie sie in Schweden zu
finden ist, für sie nur schwer zu verstehen und zu ertragen.
Doch Arborelius, selbst Schwede,
Konvertit und Karmelit, kennt diese Situation von klein auf und hat
sie, könnte man sagen, mystisch durchdrungen. Für ihn steckt in der
marginalisierten Position der katholischen Kirche in Schweden eine
große Gnade.
Nicht jeder Migrant, auch das betonte
der Kardinal, kann langfristig gut damit umgehen. Aber Gottes Gnade
gerade in der Diapora zu entdecken, seine Anwesenheit unter den
Nichtgläubigen zu erspüren und so in einer
nicht-selbstverständlichen Weise Christ zu sein, kann ein sehr
intensiver Weg des Glaubens werden. Ein Weg, der einladend Zeugnis
gibt von diesem Gott.
Natürlich hat der Kardinal das nicht
genau so ausgedrückt. Ich spüre aber, wie sehr mich das anspricht
und wie eng es mit einigen Gedanken verknüpft ist, die ich vor
einiger Zeit schon einmal hier
aufgeschrieben hatte. Deshalb fällt es mir leicht, diese Gedanken
aufzunehmen und weiterzudenken.
Denn wenn wir Gott glauben als einen
Gott, der ganz anders ist als alles und der sich zugleich in jedem
Augenblick neu finden lässt (so formulierte es Arborelius), dann ist
das Ungewohnte, das Nicht-Traditionelle, sogar das absurd
Erscheinende und Abseitige eine spezifische Gelegenheit, ihm zu
begegnen.
Nicht im Trott des Alltags oder in der
heimeligen Frömmigkeit, sondern gerade dort, wo es nicht fromm und
ehrfürchtig zugeht.
Nicht Schweden, aber vor dem Mond. Neukölln, Berlin, 2017. |
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