So ähnlich bin ich am Sonntag,
dem 29.09.2019, gegen zehn vor 6 Uhr auf Radio rbb 88,8 zu hören:
Wie habe ich es gehasst!
Immer dieses Üben, jeden Tag musste
ich wenigstens ein paar Minuten an dieser blöden Gitarre sitzen. Und
trotz des Übens war kein wirklicher Fortschritt spürbar. Auf
eventuelle Auftritte hatte ich deshalb erst Recht keine Lust.
Alles andere in meinem Leben
funktionierte doch auch so einigermaßen, warum also hier diese ganze
überflüssige Anstrengung?
Ich konnte also lange Zeit nicht viel
anfangen mit dem Thema Üben.
Aus Anlass des heutigen
Berlin-Marathons aber möchte ich noch einmal einen neuen Anlauf
wagen.
Übung macht den Steinmeister. Schwante, 2018. |
An der Gitarre bin ich nie bis zu dem
Punkt gekommen, dass mir das Üben Spaß gemacht hätte. Ich habe
immer nur gehofft, dass es irgendwann mal ganz leicht gehen würde.
Aber diese Leichtigkeit kam einfach nicht. Und das Üben im
jeweiligen Moment machte mir keine Freude.
Später habe ich es dann mit dem Laufen
probiert, das lag mir irgendwie näher.
Beim Laufen kam ich schnell an einen
neuen Punkt: Ich habe es gar nicht als Übung oder Training
empfunden, das mich auf ein fernes Ziel vorbereitet. Sondern im
regelmäßigen Laufen selbst habe ich Freude gefunden.
Wahrscheinlich braucht jeder
Marathonläufer diese Freude. Denn nur mit innerem Schwung und einer
guten Motivation kann man auch die schweren Abschnitte durchhalten.
Der Apostel Paulus hat das christliche
Leben mit dem Laufen verglichen und die ersten Christen aufgefordert,
sich anzustrengen: "Lauft so, dass ihr [den Siegespreis]
gewinnt." (1Kor 9,24)
Denn auch der Kontakt mit Gott besteht
darin, ausdauernd zu üben.
Wer es mit dem Beten oder Meditieren
schon einmal versucht hat, der weiß, dass es meist einige
Überwindung kostet, in der Stille da zu sein. Die Gedanken zu
sammeln und sich auf Gottes Gegenwart zu besinnen, braucht Übung.
Und auch hier müssen die anstrengenden
Momente ausgehalten werden. Immer wieder machen die Gedanken, was sie
wollen und fliehen in alle möglichen Richtungen auseinander. Betende
fragen sich, ob es überhaupt etwas bringt. Manchmal gibt es nur
Langeweile und keine positive Erfahrung mit Gott im Gebet.
Deshalb brauchen auch Betende Ausdauer
und Freude, um sich immer wieder neu zu motivieren – und weiter zu
üben.
Beim Marathon treten wohl nur die
wenigsten Läufer mit der Vorstellung an, dass sie wirklich den
"Siegespreis gewinnen". Die meisten wissen um ihre eigenen
Grenzen. Sie wissen, dass auch viel Ausdauer und Freude sie nicht zum
Sieg führen werden.
Aber vielleicht suchen sie nach ihrer
persönlichen Bestleistung.
So kann man auch die Aufforderung des
Paulus verstehen: Lebt so, dass ihr das Beste aus euch herausholt.
Gebt alles, was euch möglich ist. Bleibt mit Gott im Kontakt. Übt
und trainiert immer weiter. Dann könnt ihr auch die Durststrecken
des Lebens durchhalten.
Ich glaube, dass sich jeder und jede
dafür die persönliche Übung suchen muss, die passt. Bei mir hat es
beim Laufen eher gefunkt als beim der Gitarrespielen. Es ist gut zu
wissen, dass nicht alles zu mir passen muss.
Auch beim Beten wird es für die eine
ein gesungenes Gebet sein, und für den anderen das Gebet mit
Psalmen. Wieder andere schweigen lieber.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen