Freitag, 4. Dezember 2015

Adventsdämmer - Eine Apologie

Natürlich ist es unvermeidlich, sich im Advent auch zum Thema Licht zu äußern. Nach einem Oasentag für Lehrerinnen und Lehrer hier die erste meiner dort geäußerten Assoziationen:
Dämmerlicht
Gerade der Advent ist vom Dämmerlicht geprägt, die Kerzen machen Räume heimelig, die Atmosphäre spricht auch abgeklärte Gemüter an.
Aber Dämmer oder Halbdunkel können auch Dinge verbergen, die eigentlich ans Licht müssten und genannt gehören, Dämmerlicht kann auch müde machen und unaufmerksam, außerdem strengt es die Augen an.

Morgendämmer. Felder in Westpolen, 2014.
Für den Glauben bedeutet das für viele Menschen, dass Gott ja sowieso nicht wirklich erkennbar ist, Glaube ja nur eine defizitäre Form des Wissens darstellt und er nur irgendeine höhere Macht bedeutet. So sehr Gott jedoch tatsächlich über unserem Begreifenshorizont liegt, so klar ist doch, dem Glauben der Christen nach, seine zärtliche Zuwendung zu uns, so sehr ist er ansprechbares Gegenüber für unser Gebet. 

Im übertragenen Sinne könnte man sagen, dass nicht alles überhell ausgeleuchtet und angestrahlt sein muss – das geht uns schon beim morgendlichen Blick in den Spiegel so. Nicht jede Wahrheit muss immerzu gesagt werden, wenn sie anderen weh tut. Auch ein Ehepaar wird sich nicht täglich jede Empfindung in gleißendem Licht präsentieren, und verlauten wie genau gerade der Stand der Ehe ist – das kann zerstörerisch wirken.

Gnädiges Halbdunkel kann also zum Frieden beitragen – aber: es kann auch vertuschen oder etwas im Ungefähren lassen, was mal ausgesprochen werden müsste.

Die Frage für die persönliche Besinnung darum: Wie geht es mir mit dem Dämmerlicht? Wie geht es mir, wenn Dinge auch nicht bis ins Letzte ausgedeutet werden? Wie stehe ich zu Ambivalenzen und zum Ungefährem, möchte ich hier sofort die Dinge klären oder halte ich sie offen? Verführt mich das Halbdunkel zur Faulheit oder hilft es mir zur Gelassenheit?