Wann gelingt Kommunikation? – Wenn
etwas auch ungefähr in dem Sinne ankommt, wie es gemeint ist.
Alltagsdeutsch: wenn wir uns verstehen. Das kann man im Bilde von
vier Ohren oder fünf Sprachen der Liebe
ausdrücken, ganz nach Belieben.
In der Beziehung zu meiner inzwischen
fast sieben Wochen alten Tochter sind mir zwei
Kommunikationsgrundsätze aufgefallen, die durchaus parallel zur
Kommunikation mit Gott gehen. Eine bemerkenswerte Beobachtung gibts
hinterher.
Greifende Hände, Hafen von Wismar, 2014. |
1
Meine Tochter versteht, trotz ihres
inzwischen schon erstaunlichen Alters, die deutsche Sprache noch
nicht. Spreche ich also mit ihr, dürfte wenig von der
Wortinformation ankommen. Was kommt dann aber an, wenn nicht der
Inhalt meiner Worte?
Für das Neue Testament gilt das Wort
Jesu, beim Beten zum Vater im Himmel nicht wie die Heiden zu
plappern, sondern mit Worten Maß zu halten (Mt 6,7). Aus dem Alten
Testament kommt die passende Ergänzung dazu, was vor Gott zählt:
"Der Mensch sieht, was vor den Augen ist, der Herr aber sieht
das Herz" (1Sam 16,7).
Was bei Gott ankommt, ist nicht in
erster Linie der Inhalt meiner konkreten Worte bzw. der jeweiligen
begrifflichen Äußerung, sondern das tiefste Sehnen meines Herzens.
Das ignatianische Suchen nach der eigenen Sehnsucht entspricht dem
ebenso wie das fernöstlich inspirierte kontemplative Gebet ohne
Worte. Das Innere zählt.
Dem Kinde wiederum wird ganz ähnlich
kein Wort helfen, wohl aber kann ihm die zugrundeliegende
Herzensregung nahekommen und im besten Fall verständlich werden.
Genügen muss, was als Grundton des
Herzens mit meinen Worten transportiert wird – und das wird im
einen wie im anderen Fall hoffentlich liebevoll sein.
2
Manchmal wirkt das Gespräch mit dem
Kleinstkind wie ein Sprechen ins Leere. Einmal kommt erkennbar etwas
an, dann wird die Beziehungsaufnahme von einer mehr oder weniger
eindeutigen Reaktion gekrönt, ein anderes Mal lässt sich nicht
erkennen, ob die meinerseits gemeinte wohlwollende, beruhigende oder
aber ungeduldig, vielleicht erschöpfte Kontaktaufnahme erfolgreich
ist.
Ganz genauso dürfte es den meisten
Menschen mit Gott gehen. Kommt das, was ich da vorbringe überhaupt
an bei meinem Gegenüber? Die Zweifel können dann schon mal wachsen,
gerade wenn ich nur Wüste, aber keinen Trost im Gebet spüre, oder
wenn meine Gebetsbitte keine Erhörung zu finden scheint.
Straßenspiegel, Alt-Lobeda, Jena, 2014. |
Das Vertrauen auf die nicht vergebliche
Kommunikation ist hier wie da Grundlage dafür, dass die Beziehung
gelingt. Langfristiges Dranbleiben garantiert zwar nichts, ist aber
die einzige Chance, dass es weiter geht, auch wenn keine Reaktion
folgt.
3
Der greifbarste Ausdruck des kindlichen
Gemüts ist Schreien – das passt auf Traurigkeit, Ärger, Schmerz,
Hunger usw. Jedenfalls wurde uns Lächeln bisher vornehmlich im
Schlafe geschenkt. Wäre das Gespräch mit Gott ebenso von
vornehmlich negativ konnotierten Regungen geprägt, hätte er wohl
weniger Freunde. Und doch solidarisiert er sich mit seiner leidenden
Kreatur, wie das Evangelium des letzten Sonntags betonte: "Was
ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir
getan." (Mt 25,40) Würden wir das ernst nehmen, sähen wir
Gottes Mit-Leid allüberall.
Da wiederum gleichen sich die Beziehung
zu Kind und zu Gott – die Liebe zum Nächsten ist Konsequenz
unseres offenen Herzens.
Im Fall meiner Tochter geh ich dann mal
Windeln wechseln...