Sonntag, 31. Mai 2015

Etwas Dreifaltigkeitsmystik von Ignatius von Loyola

Ignatius von Loyola "hatte viel Andacht zur heiligsten Dreifaltigkeit, und so betete er jeden Tag unterschieden zu den drei Personen. Und da er auch zur heiligsten Dreifaltigkeit betete, kam ihm ein Gedanke, wieso er vier Gebete zur Dreifaltigkeit hielt. Doch dieser Gedanke machte ihm wenig oder keine Mühe, als eine Sache von wenig Bedeutung."1

In diesen Worten aus seinen (in der Perspektive der dritten Person verfassten) Lebenserinnerungen kommt eine Frömmigkeit und ein Fragen zum Vorschein, wie sie uns sicher nicht sehr geläufig sind.
Dabei hat Ignatius einen genaueren Blick als beispielsweise ich, wenn ich mich in meinen Gebeten an "Gott" wende – und dabei nicht nur die Dimension der Gemeinschaft in Gott weitestgehend außer Acht lasse, sondern ebenso die Frage, wen ich denn da tatsächlich ansprechen will.

Aufblick. Lutherhaus, Wittenberg, 2015.
Ignatius dagegen ist das ganze Thema des dreifaltigen Gottes so wichtig, dass er während seiner Zeit des intensiven Gebets und der radikalen Neuausrichtung in Manresa immerzu an diesen Gott dachte: "Auch nach dem Essen konnte er nicht davon ablassen, nur von der heiligsten Dreifaltigkeit zu reden; und dies mit vielen und sehr verschiedenen Vergleichen und mit viel Freude und Tröstung, so dass ihm sein ganzes Leben lang diese Einprägung geblieben ist, große Andacht zu verspüren, wenn er zur heiligsten Dreifaltigkeit betete."2

Eindeutig: der Dreieine hatte ihn gepackt – er konnte nicht von Ihm lassen, so sehr, dass seine ganze Umgebung diese Begeisterung spüren musste. Auch davon bin ich weit entfernt.

Seine diesbezügliche Frömmigkeit führte auch dazu, dass er den dreieinen Gott wiedererkannte in der Welt, besonders im Menschen, wie er von Rom aus an die portugiesischen Jesuiten schrieb:

"Schaut auch Eure Nächsten an als ein Abbild der heiligsten Dreifaltigkeit, das ihrer Herrlichkeit fähig ist. ... Schaut an, sage ich, in welchem Elend das Abbild sich findet, in so tiefen Finsternissen von Unwissenheit und so großem Sturm von eitlen Wünschen und Befürchtungen und anderen Leidenschaften; von sovielen sichtbaren und unsichtbaren Feinden angegriffen ..."3

Ein schönes Wort: wir Menschen sind der "Herrlichkeit fähig", die Gott selbst ist, wir sind Abbilder des liebevoll-gemeinschaftlich-sorgenden Gottes.
Doch wir sind uns dessen so oft nicht bewusst und vielmehr von ihm abgewandt, von seiner Liebe fortgerissen und seiner zärtlichen Hand entwunden.

Um dieses Bild eines solchen Gottes in uns zu erneuern, braucht es die innere Aufmerksamkeit für seine Sehnsucht in uns und das Hören auf sein Wort:

"Ich schließe, indem ich die heiligste Dreifaltigkeit bitte, sie möge uns um ihrer unendlichen und höchsten Güte willen Gnade in Fülle geben, damit wir ihren heiligsten Willen verspüren und ihn vollständig erfüllen."4

Aufblick. Tauentzienstraße, Charlottenburg, Berlin, 2014.

1   Ignatius v. Loyola, Bericht des Pilgers. Frankfurt a.M. 1999, No. 28.

2   Ebd.

3   Ders., Brief an die Mitbrüder in Coimbra. Rom, am 07. Mai 1547. In: MI Epp. I, 495–510.


4   Ders., Brief an Teresa Rejadell. Venedig, 18. Juni 1536. In: MI Epp. I, 99–107.