Ignatius von Loyola "hatte viel
Andacht zur heiligsten Dreifaltigkeit, und so betete er jeden Tag
unterschieden zu den drei Personen. Und da er auch zur heiligsten
Dreifaltigkeit betete, kam ihm ein Gedanke, wieso er vier Gebete zur
Dreifaltigkeit hielt. Doch dieser Gedanke machte ihm wenig oder keine
Mühe, als eine Sache von wenig Bedeutung."1
In diesen Worten aus seinen (in der
Perspektive der dritten Person verfassten) Lebenserinnerungen kommt
eine Frömmigkeit und ein Fragen zum Vorschein, wie sie uns sicher
nicht sehr geläufig sind.
Dabei hat Ignatius einen genaueren
Blick als beispielsweise ich, wenn ich mich in meinen Gebeten an
"Gott" wende – und dabei nicht nur die Dimension der
Gemeinschaft in Gott weitestgehend außer Acht lasse, sondern ebenso
die Frage, wen ich denn da tatsächlich ansprechen will.
Aufblick. Lutherhaus, Wittenberg, 2015. |
Ignatius dagegen ist das ganze Thema
des dreifaltigen Gottes so wichtig, dass er während seiner Zeit des
intensiven Gebets und der radikalen Neuausrichtung in Manresa immerzu an diesen Gott dachte: "Auch nach dem Essen konnte er nicht davon
ablassen, nur von der heiligsten Dreifaltigkeit zu reden; und dies
mit vielen und sehr verschiedenen Vergleichen und mit viel Freude und
Tröstung, so dass ihm sein ganzes Leben lang diese Einprägung
geblieben ist, große Andacht zu verspüren, wenn er zur heiligsten
Dreifaltigkeit betete."2
Eindeutig: der Dreieine hatte ihn
gepackt – er konnte nicht von Ihm lassen, so sehr, dass seine ganze
Umgebung diese Begeisterung spüren musste. Auch davon bin ich weit
entfernt.
Seine diesbezügliche Frömmigkeit
führte auch dazu, dass er den dreieinen Gott wiedererkannte in
der Welt, besonders im Menschen, wie er von Rom aus an die
portugiesischen Jesuiten schrieb:
"Schaut auch Eure Nächsten an
als ein Abbild der heiligsten Dreifaltigkeit, das ihrer Herrlichkeit
fähig ist. ... Schaut an, sage ich, in welchem Elend das Abbild sich
findet, in so tiefen Finsternissen von Unwissenheit und so großem
Sturm von eitlen Wünschen und Befürchtungen und anderen
Leidenschaften; von sovielen sichtbaren und unsichtbaren Feinden
angegriffen ..."3
Ein schönes Wort: wir Menschen sind
der "Herrlichkeit fähig", die Gott selbst ist, wir
sind Abbilder des liebevoll-gemeinschaftlich-sorgenden Gottes.
Doch wir sind uns dessen so oft nicht bewusst und vielmehr von ihm abgewandt, von seiner Liebe fortgerissen und seiner zärtlichen Hand entwunden.
Doch wir sind uns dessen so oft nicht bewusst und vielmehr von ihm abgewandt, von seiner Liebe fortgerissen und seiner zärtlichen Hand entwunden.
Um dieses Bild eines solchen Gottes in
uns zu erneuern, braucht es die innere Aufmerksamkeit für seine
Sehnsucht in uns und das Hören auf sein Wort:
"Ich schließe, indem ich die
heiligste Dreifaltigkeit bitte, sie möge uns um ihrer unendlichen
und höchsten Güte willen Gnade in Fülle geben, damit wir ihren
heiligsten Willen verspüren und ihn vollständig erfüllen."4
Aufblick. Tauentzienstraße, Charlottenburg, Berlin, 2014. |
1 Ignatius
v. Loyola, Bericht des Pilgers. Frankfurt a.M. 1999, No. 28.
2 Ebd.
3 Ders.,
Brief an die Mitbrüder in Coimbra. Rom, am 07. Mai 1547. In: MI
Epp. I, 495–510.