Das ist Sozialismus hautnah!
Aus familiärer Quelle ist mir dieser
Tage ein eher unter Kuriosität zu verbuchender Papierstapel unter
die Hände gekommen – nämlich ein auf 1973 datierter
"Abschlussbericht des Kampfes zur Erreichung des Staatstitels
'Kollektiv der sozialistischen Arbeit'" aus einem großen
Kombinat der DDR.
Da meine Kenntnisse dieser Zeit eher
rudimentär sind, kann ich seine Bedeutung auch nur laienhaft
einschätzen. Ein kurz zusammenfassender Versuch: es handelt sich um
die Teilnahme zweier Gruppen des Werkes an einem Wettbewerb, im
Verlauf dessen, basierend auf einer Selbstverpflichtung, eine Reihe
fachlich-betrieblicher und politisch-agitatorischer, aber auch
kultureller und sportlicher Verbesserungen geleistet werden sollen.
Ich habe mich bei den folgenden Beispielen auf Politik, Sport und
Kultur konzentriert und das Betriebliche außen vor gelassen.
Äußerst spannend finde ich dabei, in
welch ausgreifender Weise im Rahmen dieses betrieblichen "Kampfes"
Freizeit und Familienleben ganz selbstverständlich in Planung und
Durchführung einbezogen wurde.
Aus der Theorie ist mir das durchaus
klar gewesen, aber konkret zu lesen, dass die konkrete und als
Kollektiverfolg abrechenbare Erwartung besteht, einen Teil der
eigenen Einkünfte oder einen "Subbotnik" (entgeltloser
Samstagsarbeitseinsatz) für internationale politische Aktionen zu
erbringen, war schon ein starkes Stück.
Es zeigte sich im Bericht allerdings
auch, dass eine Beteiligung von unter 50% durchaus keine
zufriedenstellende Quote ist, was auch klar benannt wird.
Fazit: Alles gehört zum politischen Kampf, alles ist
berichtenswert.
Und:
das ist gerade mal 43 Jahre her – aber eine völlig andere Welt.