„Ein reiches Volk hatte
eine Regierung. Diese beschuldigte man beim Volk, sie verschleudere
des Volkes Vermögen. Darauf ließ es die Regierung rufen und sagte
zu ihr: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über deine
Regierungsgeschäfte! Du kannst nicht länger meine Regierung sein.
Da überlegte die Regierung: Mein Volk entzieht mir die
Regierungsgeschäfte. Was soll ich jetzt tun? Zu schwerer Arbeit
tauge ich nicht, und zu betteln schäme ich mich.“ (Vgl. Lk 16,1-3)
Im Anschluss folgt die Anbiederung bei den Schuldnern und
Geschäftspartnern.
Aber selbstverständlich
bietet das Evangelium keine realpolitische Linie. Die Bibel kann
nicht als Politikhandbuch genutzt werden und gerecht wäre eine
solche Lesart sicher nicht. Aber trotzdem lassen sich aus der Bibel
politische Impulse ziehen.
Am Sonntag in der Wahl
geht es um eine gute Verwaltung und Gestaltung des Gemeinwohls. Dabei
sind Umsicht und Verantwortung, Einsatzbereitschaft und
Dialogfähigkeit gefragt, gepaart mit der Verlässlichkeit und
Dauerhaftigkeit bei der Führung der politischen Geschäfte.
Im Blick darauf sind zwei
Punkte interessant, wenn Jesus das Tun des Verwalters interpretiert.
Zum Ersten die
erstaunliche Aussage: „der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen
Verwalters“ (v8), dann gibt er seinen Jüngern dieses Verhalten
sogar als Beispiel: „Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten
Mammons.“ (v9) Diese Passage ist zusammen zu lesen mit dem
wichtigen Wort am Ende dieses Abschnittes, das die Pointe des
Evangeliums bildet: „Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem
Mammon.“ (v13)
Unter dem Vorzeichen einer
klaren ethischen Distinktion – der gute Gott vs. den ungerechten
Mammon – lässt sich der Mammon in kluger Weise zum Guten
gebrauchen. Wenn die grundsätzliche Haltung gegenüber Macht und
Geld klar ist, können und müssen sie als Instrumente auch
eingesetzt werden. Doch für Politiker und andere
Verantwortungsträger ist die tatsächliche Haltung und Anhaftung
bezüglich Macht und Geld immer eine heikle Frage. Nur wenn der gute
Zweck auch Zweck bleibt und sich die Mittel nicht selbst an seine
Stelle setzen, dann kann, so scheint es, auch in diesem Falschen
etwas Richtiges und sogar Gutes liegen.
Zum Zweiten dann das
Pochen auf Verantwortung: „Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig
ist, der ist es auch in den großen“ (v10).
Wenn Politik ein
Geschäft ist, bei dem man sich schmutzig machen kann – und es
vielleicht unweigerlich wird? – , wenn verschiedene auseinander
driftende Interessen bedient werden müssen und wenn nicht zuletzt
eben auch Sorge getragen werden muss, dass die – das unterstelle
ich – als richtig empfundene eigene Politik auch persönlich
weitergeführt werden kann, dann muss all dies eben trotzdem von
Menschen Menschen getan werden. Und zwar von Menschen, die
Verantwortung wahrnehmen können und wollen. Bei aller Trennung von
Amt und Person spiegelt sich diese Verlässlichkeit im „kleinen“
privaten Leben.
Suchen wir die Klugen und die
Zuverlässigen. Zu finden sind sie, wo Geld das Mittel bleibt, das es
ist. Und wo das Arbeiten im Dreck die persönliche Integrität am
Leben lässt.
Eine Regierung, die das anvertraute
allgemeine Gut klug verwaltet anstatt verschleudert, braucht sich die
Panikreaktion des Verwalters im Evangelium nicht zu eigen zu machen.