Samstag, 21. September 2013

Verantwortliche Verwalter gesucht

Ich musste schon etwas lachen, als ich das Evangelium an diesem Wahlsonntag las. Beim ersten Lesen drängte sich mir eine überzogene Verheutigung auf:

„Ein reiches Volk hatte eine Regierung. Diese beschuldigte man beim Volk, sie verschleudere des Volkes Vermögen. Darauf ließ es die Regierung rufen und sagte zu ihr: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über deine Regierungsgeschäfte! Du kannst nicht länger meine Regierung sein. Da überlegte die Regierung: Mein Volk entzieht mir die Regierungsgeschäfte. Was soll ich jetzt tun? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht, und zu betteln schäme ich mich.“ (Vgl. Lk 16,1-3) Im Anschluss folgt die Anbiederung bei den Schuldnern und Geschäftspartnern.

Aber selbstverständlich bietet das Evangelium keine realpolitische Linie. Die Bibel kann nicht als Politikhandbuch genutzt werden und gerecht wäre eine solche Lesart sicher nicht. Aber trotzdem lassen sich aus der Bibel politische Impulse ziehen.

Am Sonntag in der Wahl geht es um eine gute Verwaltung und Gestaltung des Gemeinwohls. Dabei sind Umsicht und Verantwortung, Einsatzbereitschaft und Dialogfähigkeit gefragt, gepaart mit der Verlässlichkeit und Dauerhaftigkeit bei der Führung der politischen Geschäfte.
Im Blick darauf sind zwei Punkte interessant, wenn Jesus das Tun des Verwalters interpretiert.

Zum Ersten die erstaunliche Aussage: „der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen Verwalters“ (v8), dann gibt er seinen Jüngern dieses Verhalten sogar als Beispiel: „Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons.“ (v9) Diese Passage ist zusammen zu lesen mit dem wichtigen Wort am Ende dieses Abschnittes, das die Pointe des Evangeliums bildet: „Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.“ (v13)
Unter dem Vorzeichen einer klaren ethischen Distinktion – der gute Gott vs. den ungerechten Mammon – lässt sich der Mammon in kluger Weise zum Guten gebrauchen. Wenn die grundsätzliche Haltung gegenüber Macht und Geld klar ist, können und müssen sie als Instrumente auch eingesetzt werden. Doch für Politiker und andere Verantwortungsträger ist die tatsächliche Haltung und Anhaftung bezüglich Macht und Geld immer eine heikle Frage. Nur wenn der gute Zweck auch Zweck bleibt und sich die Mittel nicht selbst an seine Stelle setzen, dann kann, so scheint es, auch in diesem Falschen etwas Richtiges und sogar Gutes liegen.

Zum Zweiten dann das Pochen auf Verantwortung: „Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen“ (v10).
Wenn Politik ein Geschäft ist, bei dem man sich schmutzig machen kann – und es vielleicht unweigerlich wird? – , wenn verschiedene auseinander driftende Interessen bedient werden müssen und wenn nicht zuletzt eben auch Sorge getragen werden muss, dass die – das unterstelle ich – als richtig empfundene eigene Politik auch persönlich weitergeführt werden kann, dann muss all dies eben trotzdem von Menschen Menschen getan werden. Und zwar von Menschen, die Verantwortung wahrnehmen können und wollen. Bei aller Trennung von Amt und Person spiegelt sich diese Verlässlichkeit im „kleinen“ privaten Leben.

Suchen wir die Klugen und die Zuverlässigen. Zu finden sind sie, wo Geld das Mittel bleibt, das es ist. Und wo das Arbeiten im Dreck die persönliche Integrität am Leben lässt.
Eine Regierung, die das anvertraute allgemeine Gut klug verwaltet anstatt verschleudert, braucht sich die Panikreaktion des Verwalters im Evangelium nicht zu eigen zu machen.