Wenn Petrus und Paulus als
"Apostelfürsten" bezeichnet werden, dann sind sie,
wörtlich verstanden, die "ersten Gesandten" – und zwar
nicht im chronologischen Sinn, sondern in ihrer Bedeutung.
Als "bedeutende" Gesandte
sind zu etwas gesandt, so wie alle Christen, ja wie alle
Menschen.
Kirche auf dem Feldberg, Schwarzwald, 2013. |
In der Lesung heißt es: "Was
ich habe, das gebe ich Dir." (Apg 3,6) – was Petrus dann
gab, war zwar nicht das, was sich der behinderte Bettler erwartet
hatte, aber es war das, was er brauchte.
Er bekommt, was der Andere hat, nicht
mehr und nicht weniger. Und das ist in seinem Fall Heilung im Namen
Jesu Christi.
Denn die Kirche ist die Gemeinschaft,
die das Geschenk Gottes an die Menschheit – Jesus Christus –
weiterschenken soll.
Dazu ist sie gesandt. Dazu wirkt in ihr
der Heilige Geist, der die Herzen der Menschen erweckt und sie
bewegt, von Gott zu sprechen.
Durch den Heiligen Geist
schenkt sich Gott jeder Menschengeneration von neuem. Dort, wo
Menschen aus Christus leben und von ihm Zeugnis geben, wo sie ihn
feiern und loben, dort ist er selbst gegenwärtig im Heiligen Geist. Und das ist immer mehr als erwartet.
Nicht jeder Mensch ahnt diese Gegenwart Gottes in seinem Leben – wie bei Petrus klaffen Anspruch
und Erfüllung hier, wie auch in anderen existenziellen Fragen,
auseinander.
Martin Walser schreibt über diese
Erwartung:
Eingang zum Kirchenanbau, St. Johann Baptist Kronenburg, Eifel, 2013 |
"Ich glaube, dass es da eine
Spannung gibt, die bei Theologen genau so existiert wie bei
Schriftstellern oder Politikern oder Lehrern usw. Die Spannung
zwischen dem, was von dir erwartet werden darf, und dem, was du über
diese Erwartung hinaus oder gegen diese Erwartung lieferst. Die Welt
entspricht uns nicht, habe ich gelesen, wir sollen ihr entsprechen.
Ich habe ein Leben lang dieses Gebot, entsprechen zu müssen,
ertragen und erfüllt. Und die Umwelt hat mich immer danach
beurteilt, wie sehr oder wie wenig ich dem entsprochen habe, was sie
von mir erwartet hat."1
Ob sie daran Recht tut, sei dahin
gestellt. Ob die Erstgesandten Petrus und Paulus immer dem
entsprochen haben, was ihnen aufgetragen war und wozu sie gesandt
waren, kann nach der biblischen Überlieferung auch stark bezweifelt
werden.
Aber die Kirche ist da. Die Botschaft
Jesu ist da. Das Geschenk Gottes wird Tag für Tag weiter gegeben.
Denn Gott wird lebendig, wenn Menschen sich gegenseitig teilhaben
lassen an dem Heil, das sie erfahren haben. Wenn sie, wie Paulus im
1. Korintherbrief sagt, weitergeben, was sie empfangen haben (15,3).
Solches Weiterschenken des Empfangenen
zeichnet nicht nur die Apostel aus, es eignet jedem Christen und der
ganzen Kirche.
Das Leben der Christen
ist wie das Weiterschenken eines kostbaren Geschenkes. Sei es
erwartet oder nicht.
Lichtspender, U-Bahnhof Messe Nord / ICC, Charlottenburg, Berlin, 2014. |
1 Martin
Walser, Das dreizehnte Kapitel. Reinbek bei Hamburg 1. Aufl. 2012,
182.