Als hätte jemand dem furchtbaren Jahr
2016 noch einen schwarzen Hut aufsetzen wollen!
Tote und viele Verletzte bei einem Anschlag
auf den Weihnachtsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in
Berlin. Ein Laster fährt in die Menschenmenge.
Ich weiß nicht, was dazu zu sagen
wäre. Sicher nicht mehr nichts anderes als bei anderen Anschlägen.
Doch es macht wieder und wieder fassungslos. Traurig.
Dieser Tage las ich ein Gedicht von
Huub Oosterhuis, von dem ich nicht wusste, ob es in diesen Advent
passen wird. Nun weiß ich, dass es passt. Es trägt den Titel: "Dich
gesucht bei Tag".1
Sternschatten. Berlin, 2016. |
Darin schreibt Oosterhuis von
Gottesferne, Trauer und Hilflosigkeit:
"Wenn von dir zu mir
nicht ein Schimmer kommt,
will ich keinen mehr;
lache maskensteif,
fliehe in die Nacht,
werde Wüstenei.
Kehr dein Herz zu mir."
Für gläubige Menschen ist der Horror
eines Unfalls oder Anschlags sehr oft verbunden mit dem Gefühl von
Gottesferne. "Wo warst Du, Gott?" ist die alte Frage
der Bibel, wenn Menschen leiden und sinnlos sterben.
Oft genug lässt sie sich nicht
beantworten, da von Gott "nicht ein Schimmer kommt",
keine Antwort, kein Hauch. Was bleibt da mehr, als jeden anderen
Trost abzuwehren, zur Maske zu werden, höchstens zynisch lächelnd
über das Unglück der Welt – und so selbst selbst innerlich wüst
zu werden?
Wer trotzdem Kraft hat, kann für die
Opfer beten, um die tröstende Nähe Gottes bitten, Hass und Angst in
sich nicht gewinnen lassen.
Das Gedicht endet so:
"Streifen Morgenlicht,
reiß das Dunkel auf.
Kehr mein Herz in mir."
Überlassen wir nicht der Dunkelheit
das Feld!
1 H.
Oosterhuis, Ich steh vor dir. Meditationen, Gebete und Lieder.
Freiburg i.Br. 2004, 152.