Die Tage werden kürzer, die Ereignisse
schrecklicher.
Nach dem (vor)gestrigen Anschlag in
Berlin habe ich auch für den Blogoezese-Adventskalender nur wenig
anderes im Kopf als dies.
Dunkel scheint sich über die Welt zu
legen, wenn ich ernsthaft beginne, mir vor Augen zu halten, was da
geschehen sein muss und wie es Betroffenen wohl gehen mag. Ich selbst
kann mir gar nicht vorstellen, was in Menschen vorgeht, die einen
lieben Menschen dort sterben sehen mussten oder in den ersten
Stunden des heutigen Tages verloren haben.
"Seelendunkel" wird es in
vielen Fällen wohl treffen, wenn Fassungslosigkeit, Resignation,
Trauer, Wut, Leere und Angst inbegriffen werden sollen.
Dem heutigen kürzesten und dunkelsten
Tag des Jahres steht diese Licht-Dunkel-Rede vielleicht auch besser
als viele andere Gedanken.
Licht im Dunkel. Museumsinsel, Berlin, 2016. |
Zuletzt wurde sein Leben vom Dunkel so
sehr übermannt, dass er sich angesichts der drohenden Deportation
seiner Familie im Advent 1942 das Leben nahm.
Am 18. Dezember 1937 schrieb er sein
wohl bekanntestes Lied.
Die politische Stimmung lag am Boden und in diesen Tagen scheint der Himmel in Berlin ähnlich gewesen zu sein wie bei uns: "Den ganzen Tag wird es nicht hell. ... Ein grauer Tag, der sich mit wachsender Dämmerung erfüllte!"1 schreibt er am 17. Dezember. Doch am 18. ändert sich seine Stimmung: "Erst um Mittag begann die fahle Wintersonne zu leuchten. Der Untergang war feierlich und groß. In der Dämmerung standen dann die Laternen wie stille Fackeln am Saume der Gärten. Die klaren schwarzen Äste über der Decke des Schnees sind so friedevoll ... Ich schrieb am Nachmittag ein zweites Weihnachtslied: "Die Nacht ist vorgedrungen ..."2
Die politische Stimmung lag am Boden und in diesen Tagen scheint der Himmel in Berlin ähnlich gewesen zu sein wie bei uns: "Den ganzen Tag wird es nicht hell. ... Ein grauer Tag, der sich mit wachsender Dämmerung erfüllte!"1 schreibt er am 17. Dezember. Doch am 18. ändert sich seine Stimmung: "Erst um Mittag begann die fahle Wintersonne zu leuchten. Der Untergang war feierlich und groß. In der Dämmerung standen dann die Laternen wie stille Fackeln am Saume der Gärten. Die klaren schwarzen Äste über der Decke des Schnees sind so friedevoll ... Ich schrieb am Nachmittag ein zweites Weihnachtslied: "Die Nacht ist vorgedrungen ..."2
Dieses auch in katholischen Kreisen
bekannte, hoffnungsschwangere Adventslied
singt von der Hoffnung auf einen
neuen Tag, von der Erwartung der Wende vom Dunkel zum Licht und fügt
sich auf diese Weise in unsere politische Stimmung und
kalendarisches Tagesgeschehen ein:
"Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein."
Denn "die Nacht ist schon im
Schwinden", die Adventslichter (und auch die Lichter der
Weihnachtsmärkte) werden nicht dunkler, sondern heller strahlen.
Und das, trotzdem wir realistisch sein
müssen und das Dunkel nicht einfach fortzaubern können - Dunkel wird bleiben. Doch
christlich können wir die Welt im adventlichen Licht des
kommend-gekommenen Gotteskindes sehen, Weihnachten strahlt schon durch das Dunkel:
"Noch manche Nacht wird fallen
auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen
der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte,
hält euch kein Dunkel mehr,
von Gottes Angesichte
kam euch die Rettung her."
auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen
der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte,
hält euch kein Dunkel mehr,
von Gottes Angesichte
kam euch die Rettung her."
Beten wir für jene, deren Leben
überschattet wird von Unglück und Leid.
Für jene, die ihr Leben durch Terror
und Gewalt verloren.
Für die von schrecklichem Verlust
Heimgesuchten.
Gott, lass sie nicht ins Dunkel fallen,
sondern beglänze sie mit deinem
Licht.
Herrnhuter Stern vor Plastikfenster. Berlin, 2015. |
1 J.
Klepper, Unter dem Schatten deiner Flügel. Aus den Tagebüchern der
Jahre 1932-1942. München 1983, 530.531.