Kopf an! Museumsinsel Berlin, 2016. |
"Von da an begann Jesus zu
verkünden: Kehrt um. Denn das Himmelreich ist nahe." (Mt
4,17)
Und Präsident Trump sprach zu der
versammelten Menschenmenge: "Vom heutigen Tag an wird eine
neue Vision unser Land regieren. Vom heutigen Tag an wird es nur noch
Amerika zuerst heißen, Amerika zuerst." (Antrittsrede,
20.01.2017)
Als er Simon und Andreas sah, "sagte
er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu
Menschenfischern machen." (Mt 4,19)
Und im Angesicht der Menschen sprach
er: "Ich werde mit jedem Atemzug meines Körpers für euch
kämpfen, und ich werde euch nie hängenlassen. ... Alle Amerikaner
in jeder Stadt, nah und fern, groß und klein, von Berg zu Berg, von
Ozean zu Ozean, hört diese Worte. Ihr werdet niemals mehr ignoriert
werden. Eure Stimme, eure Hoffnungen und eure Träume werden unser
amerikanisches Schicksal bestimmen. Und euer Mut und eure Tugend und
Liebe wird uns für immer auf diesem Weg leiten."
Da sind sie, die großen Führer –
der im Evangelium dieses Sonntags
und der in Washington: sie predigen Umkehr, Neuaufbruch, Nachfolge.
Sie wollen Hoffnung, Tatkraft und Mut stärken, gehen selbst voran
und versprechen den Weg zu bereiten für die Vielen, die ihnen
folgen. (Ähnlich sicher bei vielen anderen politischen und
religiösen Führern.)
Ganz im Sinne von Stephen Coveys
Ratgeberbuch
über die Haltungen effektiver Menschen haben sowohl Trump als auch
Jesus proaktiv handelnd (Habitus 1) ihre Ziele in den Blick genommen
(Habitus 2) und setzen nun ihre Prioriäten – "first things
first" (Habitus 3) – das Wichtigste zuerst.
Doch während für Trump das Wichtigste
Amerika ist, seine Maxime dementsprechend lautet: "America
first!" – "Amerika zuerst!" und sich
unter diesen Vorzeichen ein neu erblühender amerikanischer
National-Egoismus als Drohung über Bündnis- und Handelspartner
legt, lautet das Motto Jesu: "Sucht aber zuerst sein [Gottes]
Reich und seine Gerechtigkeit" (Mt 6,33). Nicht unser,
sondern sein Reich; nicht "wir oder die", sondern
Gerechtigkeit, die vertraut, dass es für alle reicht.
Umkehr, Aufbruch und Nachfolge als
formale Elemente dieser Einstiegsrede sind deshalb nicht ausreichend,
um im umfassenden Sinne gut und effektiv zu sein (abgesehen davon,
dass der angekündigte wirtschaftliche Protektionismus und die
politisch-militärische Großmannsucht wohl kaum zu dauerhaftem
Erfolg führen werden).
Leere Töpfe. Am Treptower Park, Berlin, 2016. |
Denn, und hier überlagern sich formale
und inhaltliche Perspektive, Jesu umfassende Zuwendung zu allen,
geläufige Grenzen von Geschlecht, Herkunft, Religion oder Stand
übergehend, war etwas, das seiner Reich-Gottes-Botschaft zutiefst
entsprach und Basis seiner bekannten ethischen Weisungen wurde.
Ganz anders im Falle des neuen
Staatsoberhauptes.
Den universalen Anspruch Jesu braucht
ein US-Präsident sicher gar nicht und viel Weltpolizistentum könnte
mit nicht nur schlechten Folgen unter einem Trump-Präsidenten von
den USA abfallen, aber das Abstreiten jeglicher gewachsener
Verantwortung (siehe NATO, siehe wirtschaftliche Bündnisse wie
NAFTA), die immense Selbstüberschätzung, die in der ersten
offiziellen Rede als Staatsoberhaupt ertönt, und schließlich die
Aggression gegenüber denen, die nicht nach seinem Willen spuren
wollen, sind zutiefst beunruhigend und haben nichts christliches an
sich.
Nächsten- und Feindesliebe als
Begleitbotschaft vom Gottesreich mögen keine politischen Kategorien
sein, aber die daraus ableitbaren Tugenden wie Respekt,
Großherzigkeit, Toleranz, auch Selbstkritik sind sehr wohl politisch
greifbar.
Den eigenen Tellerrand zu überschauen
und mehr als Klientel-(bzw. National-)politik zu machen müssen auch
die Kirchen immer wieder lernen – in den Spuren Jesu!
Vom neuen US-Präsidenten scheint man
das zunächst nicht erwarten zu können.
Hoffentlich folgen in den nächsten
Jahren nicht zu viele seinen Worten und Handlungen nach.
(Oder aber sie tun es nur in der Weise,
wie viele derer, die in unseren Breiten den Namen Jesu tragen...)
Darum: Umkehr zu mehr Liebe ist immer
vonnöten! Aufbruch zu neuem Schwung im Einsatz für das allgemeine
Gute in der Welt! Denen folgen, die für gegenseitigen Respekt
stehen!
Volle Schuhe. Tempelhofer Feld, Berlin, 2014. |