Es sind drei Gedanken, die am zweiten
großen Fest des Weihnachtsfestkreises zu Besuch kommen.
1. Neuausrichtung
Den ganzen Advent über ging es darum,
dass der kommende Herr einen Platz findet. Die Spiritualität der
Vorbereitung auf das Fest der Geburt Jesu wird geprägt von der
Herbergssuche in den Herzen und der Zubereitung eines wachsam-offenen
Geistes zu diesem Zweck.
Nun bekommt das Denken – ganz passend
neujährlich – eine neue Richtung. Denn jetzt sind nicht wir die
Erwartenden, sondern dürfen uns auf dem Weg zum göttlichen
Neugeborenen wissen, das seinerseits einen Besuch erhalten soll.
Suche. Collage, 2015. |
Anders gesagt: So wie die
Weihnachtslieder seit der Heiligen Nacht schon einladend mit dem
Kommen der Hirten und Kinder winkten, können wir uns jetzt mit den
Weisen auf den Weg machen. Der Fokus (nicht der Gehalt!) hat sich
geändert: Wir gehen nicht mehr, wie am Weihnachtsfest selbst als mit
der Gottesgegenwart im Kind Beschenkte, sondern als den Gott
im Menschen Suchende und zugleich selbst Schenkende.
2. Leitung
Das Symbol der Suche ist am heutigen
Fest der Erscheinung des Herrn – ein Stern.
Es geht also darum, was der Leitstern
des Lebens, was Richtungsgeber und Zielbestimmer sind. Dem biblischen
Zeugnis nach haben sich die Sucher aus dem Osten an astronomischen
Daten orientiert. Heute wissen wir, dass die mesopotamische Mischung
aus Sternenbeobachtung und Sterndeutung einen reellen Hintergrund für
diese Gedanken des Evangelisten bilden können. So wurde das Zeugnis
der Schrift, das die Juden als Offenbarung Gottes besaßen, um Gottes Offenbarungszeichen in
der Ordnung der Natur ergänzt, als die ersten "Heiden" zu Besuch kamen.
Die theologischen und philosophischen
Implikationen, die ein Denken von Vorstellungen einer göttlichen
Naturordnung in Naturrechtsdebatten und einem vermuteten
Seins-Sollens-Zusammenhang auszulösen vermag, will ich hier beiseite
lassen und nur darauf hinweisen, dass da nach dem biblischen Zeugnis
augenscheinlich unterschiedliche und sich gegenseitig ergänzende
Zugänge existieren, wie Menschen sich der göttlichen Gegenwart
nähern können.
Vielleicht kann diese Art von Toleranz
ein Leitstern für dieses Jahr sein.
3. Blockaden
Doch so einfach ist es meist nicht. Die
Suche nach Gott auf unterschiedlichen Wegen führt auch in Sackgassen
und vor unvermutete Mauern. (Dies habe ich an dieser Stelle schon
ausgeführt mit Hinweis auf die Krippe, die ich vor einigen Jahren
aus Betlehem mitgebracht habe.)
Es gibt also eine Reihe von Blockaden,
die es verhindern, dass ich mich einerseits auf den Weg zu Gott
mache, und dass ich andererseits tatsächlich bis zu ihm komme.
Wahrscheinlich liegen viele Gründe in meinem eigenen Herzen –
Egoismus, Stolz, Enge, Lahmheit, Ärger, Ungeduld...
Doch Gott ist uns ja nun schon so weit
entgegen gekommen, indem er selbst Mensch wurde, dass es doch
unwahrscheinlich wäre, wenn er seine Initiative nun von unserem
Unvermögen so völlig ausbremsen ließe. Daran erinnert die
Jahreslosung 2017 (über die ich hier schon mal etwas schrieb): "Gott
spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist
in euch." (Ez 36,26)
Er selbst will also unsere Blockaden
überwinden und uns bereit machen, dass wir mit erneuertem Geist
Gottsuchende und Gaben Schenkende werden, Menschen, die an
menschlichen Grenzen (gleich welcher Art) nicht verzweifeln, sondern
mit den vielen anderen, die auf ihre eigene Art unterwegs sind, auf
je persönliche Weise Gottes Anwesenheit im Menschen suchen.
Blockadenüberschauer. KS St. Franziskus, Schöneberg, Berlin, 2016. |