Der Blog beginnt das neue Jahr mit
einer meiner Lieblingsstellen der Heiligen Schrift, einer Zusage
Gottes an sein Volk beim Propheten Ezechiel. Wenn sich einige der
zugesagten Dinge in diesem Jahr ergeben – das wäre was! Also:
Sag zum Haus Israel: „Ich hole
euch heraus aus den Völkern, ich sammle euch aus allen Ländern und
bringe euch in euer Land.
Ich gieße reines Wasser über euch aus, dann werdet ihr rein. Ich reinige euch von aller Unreinheit und von allen euren Götzen.
Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch.“ (Ez 36,24-26)
Ich gieße reines Wasser über euch aus, dann werdet ihr rein. Ich reinige euch von aller Unreinheit und von allen euren Götzen.
Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch.“ (Ez 36,24-26)
1
Sag zum Haus Israel: „Ich hole
euch heraus aus den Völkern, ich sammle euch aus allen Ländern und
bringe euch in euer Land.
Als eine der wichtigsten Gaben Gottes
an sein Volk wurde das Land Israel betrachtet. Die heimatlosen
Nomaden, die als Väter und Mütter des Volkes verehrt werden,
bekamen im ägyptischen Exil die Zusage eines Ortes, an dem sie Gott
anbeten können. Dorthin zogen sie unter vielen Strapazen durch die
sprichwörtliche Wüste, den Erzählungen nach 40 Jahre, also fast
ein (damaliges) Menschenalter, lang. Schließlich gelangte die
nächste Generation ins gelobte Land, in dem „Milch und Honig“
fließen sollten.
Darum ist die spätere Verheißung, die
Ezechiel hier bringt, nämlich aus dem babylonischen Gefangenschaft
wieder zurück gebracht zu werden, auch ein solcher Anreiz – Israel
weiß (und das bis heute), wie wichtig es ist, ein Land zu haben –
und auch wir kennen das.
Einen Ort zu haben, an dem man sich zu
Hause fühlt, ist für die Lebensgestaltung der meisten Menschen sehr
wichtig. Welches ist „mein Land“, in das ich im Stress
zurückkehre, in das ich mich gern zurückziehe? Wo ist der Ort, an
dem ich ganz gesammelt sein kann, meine Wohlfühl-Station?
2
Ich gieße reines Wasser über euch
aus, dann werdet ihr rein. Ich reinige euch von aller Unreinheit und
von allen euren Götzen.
Die Erzählungen der ersten Zeit im
verheißenen Land handeln statt von Milch und Honig von den meist
blutigen Auseinandersetzungen mit den angestammten Völkern und ihren
Göttern. Die Vielgötterei der neuen Nachbarn wurde als
Verunreinigung der eigenen Befreiungserfahrung durch den einen Gott
betrachtet. Für das Ein-Gott-Volk Israel boten die vielen Götter
keine wirkliche Alternative.
Rein zu sein
bedeutete dann unter anderem, sich immer wieder dem Geber der Gaben –
Freiheit und Land – zuzuwenden und dies allen Bewohnern
zuzugestehen. Der zentrale Begriff der Fastenzeit, die Umkehr, meint
im Kern dasselbe: sich neu auf Gott als das Wesentliche im Leben
auszurichten, ihn als den Geber alles Guten anzuerkennen. Für das
neue Jahr: Welche Dinge lenkten mich vom Wesentlichen ab? Worüber
kann ich reinigendes Wasser fließen lassen?
Roßplatz, Leipzig, 2014. |
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Ich schenke euch ein neues Herz und
lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus
eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch.
Im Alten Testament steht das Herz als
Symbol des ganzen menschlichen Inneren, des Denkens, Fühlens und
Erinnerns. An diesem Zentralpunkt ermöglicht Gott neue Anfänge,
wenn sich die Menschen verhärten und nur noch auf das Eigene
richten, anstatt offen zu bleiben für mehr und für Neues. Gottes
Geschenk eines Herzens aus Fleisch – das ist die Möglichkeit für
mehr Zärtlichkeit, mehr Feinfühligkeit, mehr Einfühlung, eine neue
Ausrichtung des ganzen Menschen, oder mit Papst Franziskus: es ist
die „Revolution der zärtlichen Liebe“ Gottes.1
Gott ist revolutionäre Zärtlichkeit,
er schenkt neue Anfänge. Wo kann mein neuer Einfühlungs-Anfang sein
in diesem Jahr – oder gar heute schon?
1 Papst
Franziskus, Die Freude des Evangeliums. Das Apostolische Schreiben
„Evangelii gaudium“ über die Verkündigung des Evangeliums in
der Welt von heute. Freiburg i.Br. 2013, 129 [EG 88].