Straßenschild, Köpenick, Berlin, 2012. |
Da ist der zwischenzeitlich sogar als
möglicher Nationalfeiertag gehandelte 9. November mit all seinen
verschiedenen Aufladungen – von 1848 über 1918 und 1938 bis 1989
bringt er Momente von Freiheit und Unfreiheit ins Bewusstsein.
Hauptakteur des frischsten Datums –
die ostdeutsche Bevölkerung.
Dann der 8. Mai, einst als „Tag der
Niederlage“ oder Tag, an dem der Krieg endete, angesehen. Meiner
Meinung nach war er tatsächlich ein „Tag der Befreiung“, auch
wenn dieses Versprechen in der damaligen DDR, wo er so bezeichnet
wurde, gerade nicht erfüllt wurde.
Hauptakteure waren auf deutscher Seite
die kapitulierenden Oberkommandierenden der Wehrmacht – ihnen
gegenüber die Alliierten.
Der 17. Juni als
ehemaliger Nationalfeiertag der BRD ergibt sich aus dem
Systemkonflikt im Kalten Krieg. Die Erhebung der Arbeiter in der DDR
wurde blutig niedergewalzt – und viele der Forderungen wurden
schließlich doch zu Teilen umgesetzt.
Hauptakteure: Ostdeutsche Arbeiter und
sowjetische Soldaten.
Und eben der 27.
Januar, der an die Befreiung der verbliebenen Häftlinge von
Auschwitz durch die Rote Armee erinnert und begangen wird für
alle "Opfer des Nationalsozialismus".
Hauptakteure waren die Opfer des
Nazi-Schreckens und ihre sowjetischen Befreier.
Auffällig finde ich die wechselnde
Rolle der Sowjets – von den Befreiern der Opfer des NS-Regimes
werden sie zu Mit-Siegern über dasselbe und schließlich zu
Unterdrückern eines Teils der deutschen Bevölkerung.
Dass kriegführende Personen eine große
Rolle spielen, ist angesichts der deutschen Geschichte nicht
verwunderlich – und ebenso bezeichnend wie die Tatsache, dass
gerade am 09. November 1989 eine friedlich-unsoldatische Befreiung
glückte.
Altstadt von Kostrzyn an der Oder, 2013. |
Die beiden arbeitsfreien staatlichen
Gedenktage sind mir zwiespältig:
Der 1. Mai lässt die Arbeit hochleben,
kann sich auf die Kämpfe für Arbeiterrechte zurückführen, wurde
aber letztlich erst 1934 von den Nationalsozialisten eingeführt.
Akteure scheinen die "werktätigen Massen" zu sein, wer
auch immer diese heute vertritt.
Schließlich: Der Beitritt der
Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland
durch die Unterzeichnung des „Einigungsvertrags“ am 3. Oktober
1990 ist ein zweifellos wichtiger, weil den 9. November 1989 durch
staatliche Einheit vollendender, aber doch bürokratisch vereinbarter
Termin, der bestimmt und durchgeführt wurde von den damaligen
politischen Akteuren.
Schade, dass die Erinnerung an die
Freiheit – oder besser die Befreiung – in unserem Staat nicht so
prägend ist, dass sie sich in Termin und Anlass eines
Nationalfeiertags niederschlüge.