Kurz nach meinem jährlich wiederkehrenden Tauftag heute mal einige Worte zu Johannes dem Täufer und dem, was sich aus einer Initiation so ergeben kann. Mir ist das Thema durch meinen Namen und die Herkunft aus einer Gemeinde "St. Johannes Baptist" besonders nahe.
In jeder Eucharistiefeier hören die Feiernden die Worte Johannes des Täufers. In jeder Eucharistiefeier hören sie, wie er sie hinausweist über das Sichtbare und ausrichtet auf Christus.
In jeder Eucharistiefeier hören die Feiernden die Worte Johannes des Täufers. In jeder Eucharistiefeier hören sie, wie er sie hinausweist über das Sichtbare und ausrichtet auf Christus.
Immer dann, wenn der Priester die
Hostie erhebt und mit den Worten aus dem Johannes-Evangelium sagt:
„Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.“
(Joh 1,29)
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Hinweisschild, U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz, Berlin, 2012. |
Und vielleicht gab ihm gerade diese
Position, diese Stellung am Rande, seinen scharfen Blick dafür, was
– oder besser: wer – im Zentrum des Geschehens zu stehen hatte.
Um wen es eigentlich ging bei all dem, was Johannes selbst tat: um
Jesus Christus nämlich – und um die Heilsbotschaft Gottes, die
Jesus brachte.
So konnte Johannes seine Jünger
schließlich zu Jesus abwandern lassen. Diejenigen, die mit Johannes
am Rande der jüdischen Gesellschaft standen und zur Umkehr riefen,
waren auch jene, die in der Mitte der Heilsgeschichte dem Einen
folgten, um den sich alles dreht.
"Seht das Lamm Gottes", das
heißt, zu tun, wozu auch Papst Franziskus immer wieder auffordert:
wie Johannes der Täufer, an die Grenzen zu gehen – und zugleich
ausgerichtet zu sein auf den Kern, auf den einen Jesus Christus.
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Johannes sieht in diesem Jesus aus
Nazareth das Lamm, das die Sünden der Welt fortnimmt. Er sieht, dass
es nicht ein „Löwe aus Juda“ ist, der sich mit den Mächten
dieser Welt anlegt.
Denn sicher hat er wahrgenommen, dass
Jesus eine andere Sprache spricht als er selbst – Jesus hat nicht
eine Wurzel im Sinn, an die schon die Axt gelegt ist, sondern eine
Wurzel, deren Triebe gereinigt werden sollen.
Das Auftreten und Wirken Jesu ist in
gewissem Sinne zärtlicher als das des Johannes. Er ist kein
Kraftmeier, der die Sünden der Menschen nimmt und in seinen Fäusten
zerkrümelt, sondern einer, der die Last spürt, die diese Sünden
für die Menschen sind. Einer, der es nicht dabei belässt, dies zu
spüren, sondern diese Last auf sich nimmt, auch wenn es nicht die
seine ist. Er trägt sie für die Anderen.
Das ist es, was Johannes meint, wenn er
sagt: Seht ihn an, der eure Sünden trägt, der sie er-trägt und
euch fortnimmt.
Wenn nun wir diese Worte in der
Liturgie hören, was können sie uns dann sagen? Wir schauen von den
Rändern, an denen wir stehen, in die Mitte – aus unserem
zentrifugalen Alltag dorthin, wo unser Leben ist, wo in Christus
unser Heil ist.
Wir können den erkennen, der sich uns
in diesem kleinen Stück Brot schenkt – zerbrechlich, ja sogar
schon zerbrochen – für uns. Nicht Astronautennahrung, die uns
aufputscht und zu Superchristen macht, sondern ein Stückchen Brot.
Das kann schließlich unsere Antwort
ermöglichen auf diesen Christus, der als ein zerbrochenes Stück
Brot die Mitte ist: ein Leben zu führen, das sich peripher-zentriert
ist, das sich loslässt, das sich auf ihn hin ausrichtet.
Denn nicht wir sind die Mitte – er
ist es.
Nicht eine Axt nimmt die Sünden fort –
sondern ein Lamm.
Nicht unsere ungebrochene Würde zählt
– sondern seine zerbrechlich-zärtliche Liebe.