Weihnachten ist vorbei! Richardplatz, Neukölln, Berlin 2017. |
Nicht dass ich kein fröhlicher Mensch wäre, aber die Ausgelassenheit der Faschingsumzüge und Karnevalssitzungen geht mir einfach ab. Ich muss nicht bemützt oder maskiert endlich jemand anders sein, nicht knallhart die Sau rauslassen und auch kein Gegenfundament zu den folgenden 40 Tagen der Ostervorbereitung legen.
Andere dürfen das selbstverständlich gern machen. Mir selber
fällt dafür im Nachklang zum Evangelium des gestrigen Sonntags auf, dass die angestrebte
Sorgenfreiheit der Faschingspartys auch (wen wundert‘s) dem Gebot Jesu
entspricht: „Macht euch keine Sorgen!“
(Mt 6,31)
Das ist unter dem Vorzeichen radikaler politischer
Verunsicherung leichter gesagt als getan. Sorge und Angst sind Grundbefindlichkeiten
vieler Menschen heutzutage. Möge es auf der einen Seite die Sorge vor dem
Überhandnehmen aggressiv nationalistischer Tendenzen weltweit oder auf der
anderen Seite die Angst vor den Fremden sein – das Wahrnehmen der Sorge oder das
Wahrnehmen mit Sorge gehört zum innen- wie außenpolitischen Basisvokabular dazu.
Und über viele Sorgen kann und muss man ernsthaft
diskutieren – solange die fundamentale Gleichheit aller unter dem Vorzeichen
der Freiheit nicht zur Disposition gestellt wird.
Der Historiker Joachim Radkau hat jüngst eine
"Geschichte der Zukunft" geschrieben, in der er sich hoffnungsvoll auch
den Transformationsmöglichkeiten dieser Befindlichkeit widmet: "Die Angst lässt sich, wenn man an sich
arbeitet, in Sorge verwandeln; und die Sorge ist eine Quelle der Vorsorge - und
der Fürsorge." (zit. nach Rez. in „Die Zeit“ vom 16.02.2017)
So verstanden fängt die Rede von der Sorge als Nichtangst auch
christliche Hilfsbereitschaft als kraftvoll-wirksame Hinwendung zum Nächsten
ein. Und der sorgenfreie Rosenmontag weist hinüber zum Fasten als Werk fürsorglicher
Barmherzigkeit.
War kein Karnevalstext, ich gebe es zu...
Keine Termine - keine Sorgen. Bahnhofsaushang Fangschleuse, Brandenburg 2017. |