Wie wurde Gott erlebbar für
diejenigen, die die Bibel schrieben? Konkret: wie erfuhr das Volk
Israel in den Höhen und Tiefen seiner Geschichte, in Aufstieg und
Fall, dass Gott ihm nahe ist?
Es gibt zwei Richtungen, die ich
beispielhaft benennen möchte: Gott und seine Führung werden
greifbar sowohl in der Einnahme Jerichos, und damit in einer Episode
militärischer Größe als auch im Verlust des Landes und dem Elend
des Babylonischen Exils. Beide Erfahrungen deutet die Bibel als
Zeichen und Eingreifen Gottes. Nicht nur Spitzenerfahrungen zeigen,
dass Gott da ist, sondern auch Niederlagen.
Dornenkrone. Grünheide, 2017. |
Ähnlich bei Jesus – durch seine
Wunder und seinen bejubelten Einzug in Jerusalem wird er für viele
Menschen als der Messias sichtbar – er wird glaubwürdig dadurch, dass er in
Gottes Kraft über die Grenzen des Menschenmöglichen hinausgeht –
und dafür von Vielen bejubelt wird.
Die Anzahl der Jubelnden scheint
jedenfalls sehr wichtig zu sein, um den Status wichtiger Menschen zu
festzustellen.
Doch im Nachhinein erkennen ihn die
Christen vor allem und noch einmal ganz anders am Kreuz als den
Messias. Einer, der sich aus Liebe fertigmachen lässt und ganz unten
ankommt: so wird Gott im gekreuzigten Jesus erkannt.
Im Jubel auf der Höhe des Ruhms und in
Schwäche und Fall – wenn Gottes Offenbarung sowohl hier als auch
dort stattfindet, dann ist dies ganz und gar nicht eindeutig und
klar, sondern äußerst schwierig zu erkennen.
Das zeigt auch eines der bekanntesten
Symbole der Passion Jesu:
Jesus trägt eine Krone – aber eine aus Dornen. Nicht nur im Jubel der Massen, nicht nur in seinen außerordentlichen Worten und Taten – sondern vor allem in dieser Lächerlichkeit und Erniedrigung finden wir in Jesus Gott. Er ist kein König der machtvollen Stärke, sondern einer, desse Königtum in der Schwäche aufscheint.
Schaut man auch hierzu in die Schriften des Alten Bundes, findet man die Dornen gerade dort, wo Gott sich dem Mose zuerst zeigt: im brennenden Dornbusch in der Wüste.
Kein Donner, kein gewaltiges Beben, kein militärischer Sieg – sondern nur ein Busch aus Dornen, der brennt. Mose muss genaue hinschauen, um Gott zu finden, aber als Mose genau in die Dornen schaut, sagt Gott, wer er wirklich ist: Der "Ich-bin-da" (vgl. Ex 3,14).
Jesus trägt eine Krone – aber eine aus Dornen. Nicht nur im Jubel der Massen, nicht nur in seinen außerordentlichen Worten und Taten – sondern vor allem in dieser Lächerlichkeit und Erniedrigung finden wir in Jesus Gott. Er ist kein König der machtvollen Stärke, sondern einer, desse Königtum in der Schwäche aufscheint.
Schaut man auch hierzu in die Schriften des Alten Bundes, findet man die Dornen gerade dort, wo Gott sich dem Mose zuerst zeigt: im brennenden Dornbusch in der Wüste.
Kein Donner, kein gewaltiges Beben, kein militärischer Sieg – sondern nur ein Busch aus Dornen, der brennt. Mose muss genaue hinschauen, um Gott zu finden, aber als Mose genau in die Dornen schaut, sagt Gott, wer er wirklich ist: Der "Ich-bin-da" (vgl. Ex 3,14).
Für uns bedeutet das: Aufstiege, Jubel und Siege mögen uns beruhigen, aber Gott zeigt sich nicht nur in den Hoch-Zeiten, sondern in den Dornen des Lebens.
In Dornbusch und Dornenkrone zeigt sich
Gott als der, der er wirklich ist: der ganz bei uns Seiende, der aus
Liebe mit uns leidet.
Die Krone besetzt den Thron. Dornen auf Meditationskissen auf Auslegeware. Grünheide, 2017. |
Joker: Aus dieser Installation während Exerzitien für Jugendliche kam mir die Idee zu den oben aufgeschriebenen Gedanken:
Kapelle des Christian-Schreiber-Hauses. Grünheide, 2017. |