Im Gefängnis habe ich heute eine
Passionsandacht zu dem nebenstehenden Bild angeboten.
Jesus trägt das schwere Kreuz. Schattenbild, 2015. |
Meine Ausgangsfrage war die im Titel
genannte, die sich natürlich vor allem an den Leidensweg Jesu
anschloss: Was macht es mit mir, wenn jemand meinetwegen freiwillig
leidet?
Aus der Lebenssituation der Anwesenden
heraus kommt der Impuls:
Dass durch die Inhaftierten andere
Menschen leiden mussten, die das gerade nicht wollten, ist in
vielen Fällen sehr eingängig.
Dass aber jemand freiwillig
um meinetwillen leidet, scheint zunächst nicht ganz so klar. Aber
natürlich gibt es eine Menge Partner, Verwandter oder Freunde, denen
es unter Umständen schlecht geht und die leiden, weil jemand nicht
da ist und im Gefängnis sitzt.
Schon das macht viele der Inhaftierten
unglücklich, wenn sie sich vorstellen, dass sie daran mitschuldig
sind.
Das freiwillige Dranbleiben und
Investieren von Herzblut seitens derer, die eigentlich nicht bestraft
werden sollen, diese Zugewandtheit und Liebe, aus der dann oftmals
viel Leid entsteht, ist vielleicht auch eine Weise, wie wir uns Jesus
und seinem freiwilligen Leiden für uns nähern können.
Und wie geht es mir damit?
Was bewegt sich in mir, wenn ich das
Kreuz sehe, das Jesus schultert?
Doch Jesu Kreuzweg soll nicht in eine
Spirale des Immer-mehr- und Immer-weiter-Leidens führen, sondern
eben daraus herausführen.
Dass er sich freiwillig auf den Weg
macht, um an uns dran zu bleiben, dass er nicht ablässt, sich für
uns einzusetzen, dass er noch ein Jahr, eine Meile weiter mitgeht,
führt uns in ein neues Leben.
Denn Ostern ist der Kontrapunkt zu
diesem ganzen Leiden. Gott führt den freiwillig Mitgehenden heraus
aus der Tortur.
Für den Haftalltag gesprochen: der
emotionale Draht nach außen ist ganz allgemein eines der besten
Resozialisierungsmittel, weil das Wissen um die draußen Wartenden
und Liebenden einen eminenten Einfluss haben kann auf die Mitwirkung
an einem gelingenden Vollzug. Der ja darauf ausgerichtet ist, in ein
neues Leben zu führen.
Beten wir für die Gefangenen. Um
Mitleidende. Um Liebende. Um Dranbleibende.