Jesus und der Vampirbaum. Ein Gedanke zum Sonntagsevangelium (Lk 13,1-9)

Warum sollte ein Baum, der keine Früchte bringt, weiter im Garten stehen? Der Baum entzieht dem Boden Nährstoffe und schädigt auf diese Weise die früchtetragenden Nachbarn. Ein solcher Baum schwächt seine Umwelt – er ist wie ein Vampir, der seinen Opfern die Lebenskraft aussaugt.

Also: "Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen?" (Lk 13,7)
Diese Frage jedenfalls stellt sich dem Besitzer des Gartens im Evangelium des Sonntags. Der kann und will es sich wirtschaftlich nicht leisten, einen solchen Nichtsnutz stehen zu lassen.

In unserer Gesellschaft stellen sich ähnliche Fragen.

Trägt er Früchte oder trägt er keine?
Comeniusgarten, Berlin, 2018.

Seit ich im Gefängnis arbeite, werde ich beispielsweise immer mal wieder mit der Aussage konfrontiert, dass man sich doch lieber mehr um die Opfer von Verbrechen kümmern solle, anstatt den Tätern die Haftzeit leicht zu machen.

In einer solchen Sicht liegen die Inhaftierten dem Steuerzahler (mit hohen Summen pro Tag!) auf der Tasche und fahren auf diese Weise fort, die Gesellschaft durch ihr Verhalten zu schädigen. Erst durch ihre Straftat, dann durch die Ermittlung und den Prozess und schließlich durch ihre Inhaftierung saugen sie die Gesellschaft aus und nehmen ihr die Kraft, die anderswo viel besser investiert werden könnte.

In letzter Konsequenz müsste eine solche Haltung ebenso dazu führen, die Wurzeln der Energievampire zu kappen.

Völlig anders geht es im Evangelium weiter: Der Clou ist hier der Gärtner.

Der hofft gegen alle Hoffnung immer noch auf eine Energiewende. Er möchte den Vampir zum Lebensbringer machen, den Energiedieb in einen Energieproduzenten verwandeln.

In der Gestalt dieses Gärtner können wir Jesus selbst erkennen.

Er scheut keine Mühe, um jeden, der nur auf Kosten der Anderen lebt, zu eigener Fruchtbarkeit zu führen. Sein Auftrag ist es, die Vampirbäume zu verwandeln, denn er will, "dass ihr reiche Frucht bringt" (Joh 15,7).

Bei dieser Verwandlung von „Vampiren“ in Lebensspender soll auch meine seelsorgliche Arbeit im Gefängnis mithelfen.

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