Kirchen und Parteien haben
die Jugend verloren.
In den Gotteshäusern ist
das schon seit langer Zeit zu besichtigen. Für die in Parteien
organisierte Politik zeigt sich der Riss gerade besonders schmerzhaft
anhand der Fridays for future, des Wahlverhaltens der
Erstwählerschaft, der Debatte um die Uploadfilter und zuletzt der
Rezo-AKK-Krise.
Auch wenn SPD und CDU sich
weiterhin Volksparteien nennen und die Kirchen sich in manchen
Regionen immer noch volkskirchlich fühlen, würde ein gesunder
Realismus doch gebieten, den Relevanzverlust der großen
Institutionen einfach anzuerkennen.
Da muss noch ein bisschen was getan werden, damit... |
Parallel zum
Bedeutungsverlust der großen Akteure steigt jedoch das Interesse an
bestimmten großen Fragen wieder – jedenfalls ist der Klimawandel
ein Thema, das Jugendliche ungeheuer politisiert.
Denn weder inhaltlich noch
medial ist der Spalt zwischen den Generationen – es ist in erster
Linie fehlende Glaubwürdigkeit. Parteien und Kirchen fehlt einfach
die Legitimität, um zur Jugend zu sprechen. Sie haben der Jugend
nichts mehr zu sagen.
Dabei geht es ja
mindestens bei der Klimafrage inhaltlich genau um etwas, das auch
vielen parteipolitisch Engagierten am Herzen liegt, nur eben nicht in
der Weise wie der Jugend.
Und rein formal
geschieht mit den Jugendlichen genau das, was Jesus im
Sonntagsevangelium
(Joh 17,20-26) formuliert: Aus der Einsicht in die alles
verschlingende Klimakrise werden alle eins (vgl. v21). Alle anderen
Fragen, die trennend wirken könnten, bleiben hinter der drohenden
Apokalypse zurück.
Das ist die säkularisierte
Erfüllung der Bitte Jesu: die Begeisterung für die eine gute Sache
erreicht die Herzen. Voller Sehnsucht nach einem großen Ziel
vereinigen sie sich. Für diese Sache schrecken sie auch vor
Konflikten und Anfeindungen nicht zurück. Selten sonst findet man
solch einen Einsatz.
Das müssten Kirchen und
Parteien wohl lernen: Mit einem Thema, das mitreißt, können sie
viele junge Menschen erreichen, wenigstens für eine gewisse Zeit.
Und gerade die Kirche hat
in ihrer Botschaft enormes Potenzial.
Die überbordende und sich
verschenkende, die zu Herzen gehende und herzerweichende "Liebe,
mit der du mich geliebt hast", sagt Jesus, soll "in
ihnen" sein, damit auch "ich in ihnen bin."
(v26)
Das ist doch ein Pfund,
mit dem gewuchert werden muss!
Tut es "die Kirche"?
Tue ich es?
Ich gestehe, auch ich rede
zu wenig von der Liebe, zumal von der Liebe Gottes, die alles umgreift und uns wirklich
und für immer eins machen will. Aber ich glaube, dass in der Liebe, verkündet und gelebt in Wort und Tat (!), der Schlüssel zum Herzen
junger Menschen liegt.
...das wieder eins wird. Reste eines grünen Balles, Neukölln, Berlin, 2019. |