Samstag, 7. September 2013

Frieden mit Narben


Am letzten Wochenende habe ich es erlebt – beim Thema „Selig, die Frieden stiften – in der Familie“ mit Soldatenfamilien kamen die vielen Konflikte zur Sprache, mit denen Familien irgendwann zu tun bekommen. Seien es die Großeltern, die sich in die Erziehung der Kinder einmischen, seien es die unterschiedlichen Zeitinvestitionen in den Familienalltag, seien es disparate Erziehungsstile, die miteinander überein gebracht werden müssen. Unfriede schwebt immer wieder mal über dem Familienleben.

Die Vorschläge, wie damit umzugehen sei, waren ähnlich – und leicht nachvollziehbar. Außerdem im Prinzip anwendbar auf die verschiedensten Situationen, in kleinen Familien wie in großer Politik:
Miteinander reden
Konflikte aushalten
nichts unter den Teppich kehren
verschiedene Sichtweisen zulassen
zum Getanen stehen und auch zum Gegenüber
sich in den Anderen hinein versetzen
Verzicht üben auf eigene Ansprüche
Geduld haben
einander einen Neuanfang schenken

Was mich aber besonders beschäftigt hat, war das mögliche Ergebnis, wenn so gehandelt wird. Ja, Frieden kann dann vielleicht entstehen.
Wer versucht, zu verzeihen und dem Vergeltungsdrang nicht nachzugeben, auch wenn alles dabei schmerzt, der kommt vielleicht bis dahin, dass wenigstens innerlich mehr als Resignation, sondern so etwas wie Versöhnung und Friede einkehren. Ein Friede, der vielleicht einige Zeit braucht, bis er nach außen kommt. Einer mit Narben.

Frieden kann erst dann kommen, wenn die Wunden nicht mehr frisch sind. Wenn sich neues Gewebe gebildet hat. Die Vergangenheit wird in diesem neuen Gewebe sichtbar bleiben. Trauer und Erinnerung an das vergangene Leid können aufsteigen, wenn man das Neue berührt.
Aber der Schmerz wird nicht mehr beißen. Die Wunde wird nicht mehr bluten.
Frieden wächst narbig.

Die Bibel nennt die Friedensstifter Kinder Gottes. Es sind Gotteskinder mit Narben.