Christliche Selbstverständlichkeit mag es heute nicht gerade sein, aber Ursprung und vielgeübte Praxis des Christentums legen den Gedanken nahe: rausgehen ist zutiefst christlich.
Das zeigen so unterschiedliche Phänomene wie die Jüngerberufungen Jesu aus dem Alltag heraus ebenso wie die frühneuzeitlichen Missionare in Indien, Amerika und Japan, wie die Wüstenväter auf ihrer "fuga mundi" oder wie die Straßenexerzitien als Neuauflage ignatianischer Frömmigkeit im städtischen Alltag.
Christlich ist - nicht drinnen im Bekannten bleiben, nicht nur gelassen rumsitzen können, sondern raus zu gehen. Letztlich ist es dabei natürlich nicht rein menschliche Aktion: Es ist sich rausholen lassen, von Gott gerufen aufbrechen, an seiner Seite den Exodus wagen und den Schritt zu allen Menschen guten Willens (und auch zu den anderen).
Die gegensätzlich anmutende Aufforderung Jesu, Gebet und Gottesverehrung vor allem im eigenen Kämmerlein zu praktizieren, resultiert aus seiner Kritik an der äußerlich-"pharisäischen" Praxis in der Zurschaustellung eigener Frömmigkeit.
Im Kern steht sie dem Rausgehen nicht entgegen, zeigt vielmehr ein Gegengewicht auf - ebenso wie Jesu Rückzug in Einsamkeit und Gebet sein Hinausgehen zu den Armen und Benachteiligten Israels nur innerlich unterfüttern, nicht unterbinden.
Wenn er dann die Jünger aussendet "wie Schafe mitten unter die Wölfe" (Mt 10,16) wirkt die gleiche Dynamik, die zeigt: Drinbleiben ist nur angesagt, wenn es um das Bleiben in der Beziehung zu ihm geht - "Bleibt in mir, dann bleibe ich in Euch" (Joh 15,4)
An allen anderen Stellen heißt es für uns Christen wie in Joh 20,22: "Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch."
Die Behaglichkeit der Wellnesszonen und den bekannten Trott verlassen. Den Exodus wagen. An die Grenzen der menschlichen Lebenswelten und an die "existeniellen Peripherien" (Papst Franziskus an die Ordensleute) gehen.
Also nichts wie raus hier!