Aus dem Roman „The Great Divorce“ („Die große Scheidung“)
von C.S. Lewis stammt eine mich faszinierende Einsicht, wie wir uns
Gottes Wirken zu unserem Heil und unsere Mitwirkung dabei vorstellen
können.
Kurze Sicht. Decke in einem Leuchtturm auf Rügen, 2013. |
Die Handlung ist rasch
erzählt: In einer dunklen und grauen Stadt welken Halblebende matt
vor sich hin; nur wenige schaffen es durch das Gewirr der Gassen
hindurch bis zu einer Busstation, an der sie ein Fahrzeug mitnimmt.
An einer Wiese ist die Endstation des Busses und es muss nun eine je
persönliche Entscheidung gefällt werden: zurück hinunter ins
leblose Grau der Stadt oder weiter hinauf ins Grün.
Hier geschieht nun das
Entscheidende. Ähnlich psychologisch scharf beobachtet wie in den
„Screwtape Letters“ („Dienstanweisungen für einen
Unterteufel“) erläutert Lewis an mehreren Beispielen, wie Menschen
in der durchaus anziehenden Umgebung die Entscheidung für Himmel
oder Hölle, weitergehen oder zurückkehren, treffen.
Anhand von Begegnungen
mit Menschen aus der jeweiligen Biographie werden die Einzelnen vor
die Wahl gestellt, sich mitnehmen zu lassen oder allein zu bleiben
und damit den Rückweg anzutreten.
Diese Begegnungen zeigen,
wie sich die unterschwelligen Emotionen und negativen Einstellungen
Raum schaffen. Sei es Misstrauen und Neid, dass gerade diese immer
als schlecht angesehene Person jetzt den Auftrag bekommen hat, den
Aspiranten mitzunehmen. Sei es Selbstgerechtigkeit und der Unwille,
im Himmel mit aus dem früheren Leben bekannten Menschen solchen
Kalibers zusammen zu sein. Sei es der theologische Hochmut, der sich
angesichts der Wirklichkeit nicht eines Besseren besinnt.
Viele Ausflüchte und
versteckte Vorbehalte zeigen das auftrumpfende Überzeugtsein von
sich selbst und den eigenen Urteilen, zeigen das Kreisen um
Scheinprobleme und falsche Prämissen. Ohne die Bereitschaft, sich
abzuwenden von vorherigen Fehleinschätzungen und ohne umzukehren
gelingt keinem der bei Lewis Dargestellten der weitere Weg nach oben.
Eher entscheiden sich die Beispielfiguren für den Rückweg in die
dunkle Stadt, als sich einfach mitnehmen zu lassen.
Aus diesem wunderbaren
Buch rührt meine Überzeugung: Gottes Gnade ist eine Hinneigung, mit
der er uns alles geben will. Wir müssen nichts tun, wir müssen uns
nur mitnehmen lassen. Wenn wir das wagen würden, wenn wir es wagen,
von uns absehend uns von Gottes Liebe ergreifen zu lassen, dann
können wir nichts verlieren. Wir müssten uns bloß ergreifen lassen
von Gottes Liebe zu uns.