1 "Komm Du
Heiland aller Welt" vs. "Komm herab, o Heilger Geist"
Klar sind da Ähnlichkeiten: In
adventlicher Vorfreude bitten Christen singend um das Kommen des
Heilands und im nachösterlichen Rufen um den Beistand des Geistes.
Durch. Kanal, Neukölln, Berlin, 2014. |
Die Geburt des Sohnes und die
Ausgießung des Geistes – das Herabsteigen, die Kenosis Gottes
vollzieht sich also in zweifacher Weise. Im Sohne wandelte er
leibhaftig auf Erden, im Geist wirkt er durch die Menschen. Doch das
dergestalt Ungreifbare und Hintergründige im Wirken des Geistes ist
nicht ohne Weiteres auf den Punkt zu bringen – wohl einer der
Gründe für die vielbeklagte Geistvergessenheit in der Westkirche.
Ein guter Grund, die Nähe Gottes im
Sohn und im Geist immer wieder im Gebet zu erbitten.
2 Geisterfüllte
Jungfrau vor und nach der Geburt?
Wie das wohl ging: Nachdem die vom
Heiligen Geist überschattete Jungfrau geboren hatte, war sie sicher
immer noch des Geistes voll – ein Theologe spricht darum auch vom
"ersten Pfingsten"1.
Aber ließen sich Broterwerb, Haushaltsführung, Gebetsleben und
Kindererziehung damals so einfach unter einen heiligen Hut bringen?
Sicher ließ sich manches auslagern, aber sollte das Jesuskind viel
geschrien haben, fürchte ich aus eigener Erfahrung etwas um die
Durchsetzungskraft des Gottesgeistes in der jungfräulichen Mutter.
Vielleicht kann Maria ja gerade hier
Vorbild sein – als geduldige und liebevolle, resolute und
geistvolle Frau.
3 Leerer Lehrer
Ich nehme nichts zurück: Doch allen
Freudenbekundungen angesichts der Geburt meines Töchterchens zum
Trotz gebe ich zu, dass das Leben nicht nur schöner, sondern auch
schwieriger wird. Konzentration auf geistige Arbeit und Ruhe für
Gebet und stille Zeit sind ein rares Gut in dieser Zeit. Aber da mein
Advent dieses Jahr sowieso schon Angekommensein beim Kinde ist,
feiere ich Weihnachten eben seit Oktober.
So hoffe ich einfach, dass ich des
Geistes Ankunft nicht verpasse und versuche, wach zu bleiben.
Wildwuchs. Neukölln, Berlin, 2014. |
1 J.
Corbon. Liturgie aus dem Urquell. Einsiedeln 1981, 30.
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