Der dreifaltige Gott ist ein
Gott. Gegen theologische und spirituelle Wildwüchse ebenso wie gegen
Angriffe aus anderen Religionen muss im Christentum immer wieder
daran erinnert und festgehalten werden – trotz und gerade wegen des
heutigen Festes der Dreifaltigkeit.
Die Klammer, die das christliche
Gottesbild als Bild des einen Gottes am besten zusammenhält, ist die
Liebe. In Vater, Sohn und Heiligem Geist drückt sie sich mit je
unterschiedlichem Schwerpunkt aus.
Liebe brennt. Rixdorf, Berlin, 2017. |
Liebe vergibt
Die Evangelien stellen den himmlischen
Vater als einen liebevoll vergebenden Gott vor. Besonders im
Gleichnis vom Barmherzigen Vater (Lk 15,11-32, auch bekannt als
Geschichte vom verlorenen Sohn) tritt dieser Charakterzug des trotz
aller Schuld des Sohnes vorurteilslos zur Aussöhnung bereiten Gottes
hervor.
Das ist der Zug der Liebe, der uns im
Alltag sicher am schwersten fällt – nochmals und nochmals, wieder
und wieder die gleichen und ähnlichen Dinge vergeben. Dann wird
Liebe zur Treue, die auch bei allen hart und je länger, desto härter
empfundenen Mängeln des Anderen vergibt. So wie Gott auch uns sieht
und kennt und immer wieder neu vergibt.
Auf diese Weise ist Vergebung sicher
auch ein Hauptcharakterzug zwischenmenschlicher Liebe. Die Liebe
trägt nicht nach, rechnet nicht auf, erzieht nicht, sondern vergibt
einfach (vgl. 1Kor 13,4ff). Weder lässt sie den Anderen los, noch in
seinen Mängeln sitzen.
So wie Gott – treu und barmherzig
wirbt und lockt und zieht er mit dem Angebot des Neuanfangs, den
seine Vergebung schenkt.
Liebe kostet
Aber, und das zeigt in besonderer Weise
Gott der Sohn, Liebe kostet auch etwas und wird in der
vergebungsbereiten Treue etwas, das, wenn schon umsonst, dann
keinesfalls kostenlos ist. Das geduldige Ertragen, das Paulus in
seinem Hohenlied der Liebe als Eigenschaft der Liebe besingt (vgl.
1Kor 13,7), ist eben eine aufreibende Sache. Das geht bis dahin, dass
einer ein Leben für seine Freunde (seine Familie, ein hohes
Ideal...) zu geben bereit ist (vgl. Joh 15,13).
So und nur so wird auch der Kreuzestod
des Gottessohnes Jesus religiös verständlich – als Akt der
gottmenschlichen Liebe.
Zwischenmenschlich ist vielleicht nicht
sofort auf diesem Niveau anzufangen, aber die elterliche Liebe zu den
(kleinen) Kindern, die rund um die Uhr mit Trost und Vergebung,
Umarmung und Nähe, Wegweisung und Körperpflege da ist und bis zur
nachtdurchwachende Sorge um die kindliche Gesundheit reicht, kann
schon eine Annäherung sein. Das alte Wort vom "Opfer" hat
wohl auch hier seinen passenden Ort.
Jesus jedenfalls war sich nicht zu
schade zum ganzen Einsatz für die Seinen, was ihn schließlich das
Leben kostete.
Liebe jubiliert
Im Geist ist Freiheit! (vgl. 2Kor 3,17)
Traditionell stellt die Theologie den
Geist als Gegenbild oder mindestens als Ergänzung zu Amt und
Struktur dar. Denn der Geist weht frei und sprengt die Grenzen, die
festgefügt erscheinen – in der Kirche ebenso wie in der Welt.
Als Liebe steht Gottes Geist darum für
die Ekstase, das Verliebtsein, den Liebesjubel.
Alles Leichte, das die Schwere der
ersten beiden Liebesakzente ergänzen muss, findet sich im Heiligen
Geist. Er beseelt und erfüllt und lässt die Liebe schweben. Wer
rund um die Uhr liebevoll und treu und vergebend sein will, braucht
dazu einen Antrieb, der ein weites Herz verleiht. Das ist eine Gabe
des verschwenderischen Geistes Gottes.
Liebe verschwendet. Berlin-Mitte, 2017. |