Die Feier der Liturgie schafft einen
fragilen Begegnungsraum zwischen Gott und Mensch.
Damit dieser Raum entstehen kann,
müssen die Versammelten von sich selbst absehen können und Gott
suchen. Hinaustreten aus der eigenen Lebenswirklichkeit und tastend
eintreten in die Sphäre des Himmels. Denn im Mittelpunkt dieses
liturgischen Begegnungsraumes stehen nicht die eigenen Bedürfnisse,
sondern Gottes Lobpreis. Alles Weitere tritt erst später
dazu.
Liturgische Versammlung des Himmels. St. Richard, Neukölln, Berlin, 2018. |
Wer will, kann das auf nebenstehend
abgebildetem Fresko aus der Kirche St. Richard in Neukölln sehen:
Bei normalem Tageslicht ist die im Halbkreis versammelt abgebildete
Gemeinde nicht mehr mit Gesicht sichtbar. Die Feiernden sind im Bilde
aus sich heraus und Gott entgegen gegangen.
Für die Widerständler gegen das
Dritte Reich, von denen Peter Graf Yorck von Wartenburg, Erwin von
Witzleben und andere am 08. August 1944 in Berlin-Plötzensee
hingerichtet wurden, galt es ebenso, aus sich herauszugehen und in
ein Ungewisses einzutreten.
Ihr eigenes Wohl hatten sie
zurückgestellt, dafür standen sie auf gegen die Barbarei des
Nationalsozialismus, die sie aus den unterschiedlichsten Gründen
bekämpften.
Wie so viele Gegner haben sie ihre
abweichende Haltung mit dem Leben bezahlt.
Ich hoffe, dass Gott auch ihnen in der
Feier der himmlischen Herrlichkeit aus den versammelten Heiligen entgegentritt, so wie es auf dem
Fresko am oberen Bildrand zu sehen ist. Er zeigt sich, so dass sein
Antlitz ebenso sichtbar wird, wie das verwundete Lamm, um das alle
versammelt sind (vgl. Off 4-5).
Nicht immer werden wir das in unseren
liturgischen Feiern spüren, selbst wenn wir es schaffen, uns selbst
weit hinter uns zu lassen. Und oft wird uns das gar nicht gelingen.
Aber vielleicht erkennen wir bisweilen
einen vagen Umriss von der göttlichen Güte. Schon eine Ahnung davon kann unser Leben verändern.