„Du hast dich sehr
bemüht, bist fromm gewesen, warst Rom treu und hast alle Regeln
befolgt, dich mit den wichtigen Leuten gut verstanden und bist damit
in der kirchlichen Hierarchie weit gekommen. Aber das Entscheidende
fehlt dir noch - die Nähe zur Armut und den Armen!“
Ganz im Sinne des Sonntagsevangeliums (Mk 10,17-30) hätte Jesus mit solchen Worten zu Erzbischof Oscar Romero sprechen können, als dieser noch ein „guter“, und das heißt ein in schon lang vorhandenen Bahnen agierender Bischof in El Salvador war.
Dass Romero allerdings an diesem Sonntag heiliggesprochen wird, hat nicht damit zu tun, wie er bis Anfang 1977 sein Bischofsamt in dem von sozialen Verwerfungen und gewalttätigen Auseinandersetzungen erschütterten Land in Mittelamerika ausübte.
Dann wäre er, um im Bild des Evangeliums zu bleiben, auf die Worte Jesu hin seinen bisherigen Weg einfach weitergegangen.
Auf meinem T-Shirt schon verwaschen, aber in der Realität ungeschmälert. Neukölln, Berlin, 2018. |
Doch Romero hat sich von
der Armut und der Gewalt in seiner Heimat berühren lassen, besonders
als im März 1977 drei Widerständler um den Jesuiten Rutilio Grande
wegen ihres Engagements für die Armen ermordet wurden.
Der wichtigste Grund für
seine jetzt erfolgende Heiligsprechung ist die auf diese Morde folgende
Bekehrung des Erzbischofs.
Lange hat das kirchliche Verfahren
gedauert, viel zu lange haben einflussreiche Kräfte aus El Salvador
versucht, den Abschluss zu verhindern.
Aber die Hinwendung
Romeros zu den Armen und seine Versuche, ihr Leben politisch
grundsätzlich und nicht nur mit den oft genug kirchlich üblichen
Werken der Barmherzigkeit zu verbessern, sind heute der Schlüssel
für seine anhaltende Verehrung und die jetzige kirchliche
Anerkennung.
Romero hat verstanden, dass Glaube und Gerechtigkeit zusammengehören. Das hat ihm viele Feinde eingebracht – und auch er selbst stand der Theologie der Befreiung, die für einen sozial engagierten Glauben eintritt, bis zu seiner Bekehrung äußerst skeptisch gegenüber.
Romero hat verstanden, dass Glaube und Gerechtigkeit zusammengehören. Das hat ihm viele Feinde eingebracht – und auch er selbst stand der Theologie der Befreiung, die für einen sozial engagierten Glauben eintritt, bis zu seiner Bekehrung äußerst skeptisch gegenüber.
Bis heute hat ihm seine
Bekehrung und sein gewaltsamer Tod 1980 aber auch die Bewunderung der
Mehrheit seiner Landsleute eingebracht.
Für sie ist Romero der
Patron einer Kirche, die für Gerechtigkeit eintritt.
Und eine solche Kirche
ist uns nach wie vor nötig, sei es im Umgang mit der eigenen
Schuldgeschichte und den Verbrechern in der eigenen Reihen, sei es im
Blick auf die Vielen, die heute als Parias der Welt von Wohlstand und
Sicherheit ausgeschlossen und ausgestoßen werden.
Möge die Verehrung des
neuen Heiligen Oscar Romero auch uns immer wieder wachrütteln, für
die Armen einzutreten und für Gerechtigkeit zu kämpfen!
P.S. Mehr über und von Oscar Romero hier
Umkehren! Westhafenkanal, Charlottenburg, Berlin, 2016. |