Samstag, 22. August 2020

Berufung als felsiges Gelände. Eine Auslegung zu Mt 16,13-20

Es kommt, wie es so oft kommt in der Kirche, oder auch in einer Jugendgruppe oder Schulklasse. Wer aktiv ist und sich gern einbringt, dem wird auch zugemutet, noch mehr zu tun. Ich rede hier aus leidvoller Erfahrung.

Und ich gebe zu: ich möchte im Sonntagsevangelium (Mt 16,13-20) nicht unbedingt in der Haut von Petrus stecken. Da sagt er einmal was Richtiges und schon bekommt er eine Aufgabe übergeholfen.

Ob er aber überhaupt ein Fels sein will, wie Jesus ihm da zusagt, wird er nicht gefragt.
Mir ist, als würde mit dem Erstbekenntnis zu Jesus als dem Gesalbten Gottes gleich eine Unmenge an Funktionen verbunden sein, die im Bekenntnis gar nicht direkt angelegt sind.

Als würde Jesus sagen: Du glaubst an meine Sendung – okay, dann musst du jetzt auch aushalten, dass auf deinem Rücken Kirche gebaut wird, ob du willst oder nicht.

Schatten auf St. Hedwig, Berlin-Mitte, 2018.
Von der Nachfolge her gedacht, ist das sicher auch konsequent und folgerichtig. Aber in der Aussage des Petrus selbst wird kein Nachfolgebekenntnis ausgesprochen, sondern "nur" eine Aussage über Jesus gemacht. Nicht, dass das wenig wäre – eine Verpflichtung jedoch liegt noch nicht darin.

Aber so ist Jesus nun mal. Und so scheint es bis heute in der Kirche zu sein. Der treue Ministrant, der jeden Sonntag bereit ist zum Altardienst, wurde (mindestens bis vor zehn Jahren) immer gefragt, ob er sich nicht vorstellen könne, Priester zu werden. Ebenso der engagierte Gruppenleiter oder der jugendliche Firmkatechet.

Machst du das eine gut, wird dir das andere schon auch passen.
Oder: Bist du einer der wenigen, die regelmäßig auftauchen und einigermaßen fromm sind, wird vorausgesetzt, dass auch das Priesteram etwas für dich sein könnte.

Was für eine Engführung!
Braucht es nicht auch gute Engagierte, die nicht hauptamtlich Kirchenmänner sind? Wäre hier nicht auch die Möglichkeit, zu sagen, was für eine Fülle an Möglichkeiten es inner- und außerhalb der Kirche gibt, sich als Christ zu bekennen?
Muss es immer gleich der Fels sein? Muss es immer gleich das Priesteramt sein?

Sogar ich selbst werde bisweilen angesprochen, ob ich mir vorstellen könnte, Priester zu werden, wenn die Ehelosigkeit keine Frage mehr wäre. Wahrscheinlich soll mich die Frage ehren – aber warum sollte ich? Ich bin zufrieden, wie es ist.

Möglicherweise bin ich in dieser Frage überempfindlich – und hoffentlich sind Hauptamtliche heute weiter als noch in meiner Jugend.

Mich jedenfalls erinnert das Evangelium immer daran, dass die anderen elf Jünger ja vielleicht auch gern über ihre spezifische Aufgabe informiert worden wären. Oder sich über ihre persönliche Berufung Gedanken möchten.

Kann ja nicht jeder Fels sein...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen