Es fällt mir sehr schwer, dem
Evangelium etwas Positives über die Haltung Jesu abzugewinnen (vgl.
Mt
15,21-28).
Da kommt eine heidnische Frau drei Mal
für ihre kranke Tochter zu Jesus und seinen Jüngern – und wird
immer wieder abgewiesen, bis Jesus sich bei ihrem dritten Einwand
endlich erbarmt.
Oft wird darauf hingewiesen, dass Jesus
hier als Lernender dargestellt sei. Er geht schließlich über sich
und seinen Auftrag hinaus. Das mag sein, aber es tröstet mich nicht
über seine Schroffheit hinweg.
Brandspur im Sand. Strand von Usedom, 2020. |
Auch wird betont, dass der Glaube
letztlich entscheidender wäre als die Herkunft. Auch das ist schön
und gut, aber es bleibt ein ungutes Gefühl.
Muss Jesus denn mit Gnade sparen, wenn
er insinuiert, es sei nicht genug da für die Kinder Israels und die
anderen Völker, die sogar als Hunde (v6) bezeichnet werden?
Ich komme für mich zu dem Ergebnis,
dass dies eines der Evangelien ist, die mein Verständnis von Gott
und seiner Großzügigkeit sehr stark anfragen. Mein
Glaubensverständnis möchte ich davon nicht prägen lassen.
Und doch ist es vielleicht gut als ein
mentaler Stachel. Im Sinne des "agere contra" – des
Gegenhaltens gegen einen inneren Widerstand.
Spricht doch aus dem Handeln Jesu
immerhin eine Souveränität, die sich nicht abhängig macht von der
Menge seiner Unterstützer. Jesus muss den Menschen das Evangelium
nicht hinterhertragen. Mit anderen Worten: Er kann es sich leisten,
wenn nicht jeder dabei ist.
Selbst wenn ich seinen Stil hier nicht
gut finde und auch wenn ich oft genug anders agiere:
Das Evangelium kann aus der Sicht der
souveränen Haltung Jesu auch eine Hilfestellung sein für mein
eigenes, eher liberales Verständnis von Seelsorge. Seelsorgliches
Handeln und mehr noch, eine Kirche, die sich anbiedert, um nur ja
noch wahrgenommen zu werden, ist augenscheinlich Jesu Sache nicht.
Das bedeutet andersherum auch nicht,
dass wir die Hürden unerreichbar hoch machen oder Ausgrenzung
betreiben müssten. Am Ende des Matthäusevangeliums werden die
Jünger ja ganz selbstverständlich zu allen Völkern gesandt (Mt
28,19f).
Wir haben etwas Wunderbares zu
verkünden.
Darum möchte ich niemanden betteln
lassen - aber ich will es auch nicht unter Preis verschleudern.
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