Freitag, 14. August 2020

Betteln verboten?! Oder: Dieser Jesus stößt mich ab.

Es fällt mir sehr schwer, dem Evangelium etwas Positives über die Haltung Jesu abzugewinnen (vgl. Mt 15,21-28).

Da kommt eine heidnische Frau drei Mal für ihre kranke Tochter zu Jesus und seinen Jüngern – und wird immer wieder abgewiesen, bis Jesus sich bei ihrem dritten Einwand endlich erbarmt.

Oft wird darauf hingewiesen, dass Jesus hier als Lernender dargestellt sei. Er geht schließlich über sich und seinen Auftrag hinaus. Das mag sein, aber es tröstet mich nicht über seine Schroffheit hinweg.

Brandspur im Sand.
Strand von Usedom, 2020.
Auch wird betont, dass der Glaube letztlich entscheidender wäre als die Herkunft. Auch das ist schön und gut, aber es bleibt ein ungutes Gefühl.

Muss Jesus denn mit Gnade sparen, wenn er insinuiert, es sei nicht genug da für die Kinder Israels und die anderen Völker, die sogar als Hunde (v6) bezeichnet werden?

Ich komme für mich zu dem Ergebnis, dass dies eines der Evangelien ist, die mein Verständnis von Gott und seiner Großzügigkeit sehr stark anfragen. Mein Glaubensverständnis möchte ich davon nicht prägen lassen.

Und doch ist es vielleicht gut als ein mentaler Stachel. Im Sinne des "agere contra" – des Gegenhaltens gegen einen inneren Widerstand.

Spricht doch aus dem Handeln Jesu immerhin eine Souveränität, die sich nicht abhängig macht von der Menge seiner Unterstützer. Jesus muss den Menschen das Evangelium nicht hinterhertragen. Mit anderen Worten: Er kann es sich leisten, wenn nicht jeder dabei ist.

Selbst wenn ich seinen Stil hier nicht gut finde und auch wenn ich oft genug anders agiere:
Das Evangelium kann aus der Sicht der souveränen Haltung Jesu auch eine Hilfestellung sein für mein eigenes, eher liberales Verständnis von Seelsorge. Seelsorgliches Handeln und mehr noch, eine Kirche, die sich anbiedert, um nur ja noch wahrgenommen zu werden, ist augenscheinlich Jesu Sache nicht.

Das bedeutet andersherum auch nicht, dass wir die Hürden unerreichbar hoch machen oder Ausgrenzung betreiben müssten. Am Ende des Matthäusevangeliums werden die Jünger ja ganz selbstverständlich zu allen Völkern gesandt (Mt 28,19f).

Wir haben etwas Wunderbares zu verkünden.
Darum möchte ich niemanden betteln lassen - aber ich will es auch nicht unter Preis verschleudern.

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