Jetzt, kurz nach dem Tod von Siegfried
Lenz, habe ich eine seiner letzten Novellen gelesen, die
Liebesgeschichte "Schweigeminute".1
Darin erzählt Lenz die Beziehung des Schülers Christian zu seiner
Lehrerin Stella in einem Ostseehafenstädtchen, aufgebaut als
Rückblick Christians während der Gedenkstunde anlässlich ihres
Unfalltodes.
Es ist eine anrührende und traurige
Geschichte, und trotz der recht arglos geschilderten Verstrickungen
von Bewertungsmacht der deutlich älteren Lehrerin bei scheinbar
leicht sich entspinnender Liebe, ein Faktum, das durch die
Aufdeckungen der vergangenen Jahre noch einmal in anderem Licht
erscheint, trotz dieser Fragwürdigkeit also war ich ergriffen von der
und tiefen inneren Bewegtheit Christians.