„Ich glaube, aus all
dem heraus werden wir wache und gesegnete Stunden beim Kinde haben.
Diese Widerlegung all unserer Anmaßung, diese Pensionierung all
unserer Wichtigkeit. Die Ohnmacht auf dem Seil ist eine Erziehung zum
Verständnis des Kindes.“1
Mutter und Kind, Volkspark Friedrichshain, Berlin, 2014. |
So schreibt Alfred Delp
am 22. Dezember 1944 im Gefängnis Berlin-Tegel, als er in seiner
Machtlosigkeit angesichts des nahenden Todesurteils durch den
Volksgerichtshof auf das Christuskind schaut.
Kurz zuvor hat er in
feierlichen Gelübden sein Leben ganz Gott überantwortet – „Ich
habe endgültig mein Leben weggesagt“, nennt er das.2
Am 02. Februar 1945 wird
er wegen Hoch- und Landesverrats in Berlin Plötzensee gehängt.
Im Kern wird mit dem
heutigen Fest der „Darstellung des Herrn“ dieselbe Hingabe
ausgedrückt. Die Eltern Jesu gehen, wie im jüdischen Gesetz
vorgeschrieben, zum Tempel und bringen ein Opfer für die Reinigung
der Frau nach der Geburt – und um „das Kind dem Herrn zu
weihen“ (Lk 2,22).
Gerade während sie diese
Aufgabe erfüllen wollen, wird ihnen das Kind aus der Hand genommen.
Denn der alte Simeon erkennt in ihm Gottes Heil für die Menschen.
Das
ursprünglich Angezielte verliert seine Bedeutung als die Dinge der
eigenen Planung entgleiten und etwas Neues beginnt.
Feder, Regen und Wasser, Landwehrkanal, Kreuzberg, Berlin, 2014. |
„Ich
bin hier in die äußerste Situation gekommen, in die Menschen kommen
können. Das heißt, alles Menschliche ist so unheimlich bist zu
letzten Konsequenz vorgetrieben. Ihr helft mir, dass mir der Atem
nicht ausgeht? Eine große Gnade der Freiheit und des weiten Raumes
ist mir geboten. Wenn ich sie nur nicht verfehle oder verkümmern
lasse.“3
Alfred
Delp haben die Monate im Gefängnis nach eigenem Bekunden einen
unheimlichen Entwicklungsschub gegeben. Trotz aller Hoffnung auf eine
Wende kann er sein Leben schließlich der Führung Gottes überlassen.
Seine letzten Worte nach draußen datieren auf den 30. Januar 1945; sie lauten: „Beten und glauben. Danke.“4
Seine letzten Worte nach draußen datieren auf den 30. Januar 1945; sie lauten: „Beten und glauben. Danke.“4