Freitag, 9. Mai 2014

Tag des Sieges, Tag der Klage

Während die ganze (westliche) Welt sich über Russlands Ambitionen in der Ukraine erregt, findet wie jedes Jahr die große Militärparade zum Tag des Sieges über Hitlerdeutschland auf dem Roten Platz in Moskau statt. Wladimir Putin bekennt sich aber demonstrativ auch auf der Krim: „Der 9. Mai war, ist und bleibt unser wichtigster Feiertag.“
Ukrainische Grußkarte auf russisch neben Brot,
Neukölln, Berlin, 2014
Ein Tag, an dem der Demütigung und dem Leid, die Deutschland während des Zweiten Weltkrieges über die damalige Sowjetunion gebracht hat, Stärke und Selbstbewusstsein gegenübergestellt werden.

In den Jahren, als ich diesen Feiertag in der Ukraine erlebt habe, konnten die Veteranen und alle anderen sich mitfreuen am sowjetischen Sieg, so wie es über Jahrzehnte hinweg Tradition war.
Inzwischen scheint die Ukraine die bombastische Protzerei nicht mehr zu mögen.

Die Niederlage der einen ist der Sieg der anderen. Beide könnten sich dankbar erinnern.
Die Deutschen tun dies nicht, weil sowieso schon so viele Feiertage da sind oder die Befreiung als Niederlage erlebt wurde bzw. sich in neue Unfreiheit ergab.
Die Ukrainer finden sich momentan (schon wieder) als Besiegte wieder - nach dem Holodomor der Dreißiger die unselige Geschichte westukrainischer Freiheitskämpfer, die sich den nationalsozialistischen Truppen gegen die russischen Okkupanten anschlossen, von diesen doch nur als slawische Untermenschen verachtet wurden und schließlich wieder unter sowjetische Macht kamen.
Die Russen brauchen nicht dankbar erinnern, denn sie haben es ja geschafft. Sie können sich rühmen und zeigen, dass ihre Stärke immer noch existiert.

Es wirkt auf mich eher wie ein Trauerspiel, was da heute geschieht. Friedenswille jedenfalls stelle ich mir anders vor. Und: Friedenspotential wäre anders zu präsentieren.


Ukrainische Grußkarte auf ukrainisch,
Neukölln, Berlin, 2014.



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