Wenn ich mich entscheide oder etwas
wähle, dann hat das Konsequenzen.
Das ist so eingängig wie logisch, aber
nicht in jedem Fall ohne Weiteres sichtbar.
Wenn Papst Franziskus auf seiner
aktuellen Pilgerreise im Heiligen Land bestimmte Orte besucht (Herzls
Grab!) und andere nicht, sich mit manchen Menschen trifft (Patriarch
Bartholomaios) und mit anderen nicht, dann bedeutet das eine bewusste
Beschränkung, die verschiedene Deutungen ermöglicht. Je nach
Betroffenheit gehen die Emotionen über diese Auswahl breit
auseinander.
Geleis auf dem Tempelhofer Feld, Tempelhof, Berlin, 2014. |
Wenn die Ukrainer unter den derzeitigen
Umständen eine Wahl durchführen, um endlich eine demokratisch
legitimierte Führung zu bekommen, dann müssen sie sich u.a.
zwischen einem Schokoladenkönig und einer ehemaligen
Revolutionsikone, die nun doch keine Märtyrerin mehr ist,
entscheiden. Andere können oder wollen gar nicht wählen, weil sie
in in Landesteilen leben, die eine Wahl nicht zulassen.
Wenn ich morgen wählen gehe, kann ich
neben der Wahl meiner Europaabgeordneten auch über die Zukunft des
ehemaligen Tempelhofer Flughafens mitbestimmen. In Stellung gebracht
werden Wohnungsnot und Stadtentwicklung (Berliner Senat) gegen
Bürgerbestimmung und freie Nutzung einer einmaligen Parkfläche
(Bürgerinitiative). Wie viele Berliner politisiert mich das mehr als
die Europawahl, bei der ich mich weitgehend mit einem
sozialdemokratischen Deutschen und einem luxemburgischen Dinosaurier
konfrontiert sehe. Die konkreten Konsequenzen gehen mir spontan
jedenfalls nicht auf.
Wenn nun Jesus im Evangelium an diesem
Sonntag (Joh 14,15-21) spricht, dann heißt die Konsequenz der Wahl:
seine Gebote befolgen. Mir stößt das etwas auf, wie hier Liebe mit
Regeln verbunden werden: "Wenn ihr mich liebt, werdet ihr
meine Gebote befolgen." (v15) Zugleich leuchtet mir ein,
dass die Liebe etwas von mir fordert, dass meine Antwort auf seine
Liebe wieder Liebe ist, die er als Doppelgebot der Gottes- und
Menschenliebe formuliert (Mt 22,37ff). Jesus zu lieben heißt ihm zu
folgen.
Dass wir das können, dafür verspricht
er seinen Beistand, durch den Gott selbst in uns sein wird (v16f).
Gottes Liebe hebt meine kümmerliche Liebe empor. Das wähle ich,
wenn ich mich entscheide, Jesus zu folgen. Wenn ich Jesus wähle, bin
ich in seinem Geist gehalten, der in mir sein wird. Das ist mir die
schönste Konsequenz.
Und ich glaube, das wird auch meine
morgigen Kreuze irgendwie mitbestimmen.
Verbautes, Hauptbahnhof Dresden, 2014. |