"Ich kenne meine Schafe und sie folgen mir" (Joh 10,28) heißt es im Evangelium dieses Sonntags aus dem Munde Jesu.
Fromme Christen würden von sich wahrscheinlich auch sagen, dass Gott sie kennt und liebt und sie sich bemühen, in seiner Gegenwart zu leben und ihm in ihren alltäglichen Herausforderungen zu folgen. Aber dass sie es schaffen, dem Ruf Jesu tatsächlich immer zu folgen und sich ihm selbst dadurch wirklich nahe zu fühlen, werden sicher nur wenige behaupten.
Eigener Weg oder gelegten Geleisen folgen. Most Gdanski, Warschau, 2015. |
Denn ebenso sprechen viele Christen davon, dass Gott mit den Menschen zusammen wirken will, dass er nicht über den Kopf von Menschen hinweg ihr Heil bewirkt und er auch sein Heilshandeln in der Geschichte von Menschen wie Moses oder Maria abhängig gemacht hat.
Das mag stimmen.
Das mag stimmen.
Und doch gibt es diese Geschichte des Propheten Jona, eine der bekanntesten alttestamentlichen Erzählungen, wo es gerade nicht so ist.
Denn Jona folgt der Stimme seines Hirten nicht. Er hört nicht auf Gott, als dieser ihn mit einer Drohung nach Ninive senden will. Doch auch Jonas Widerstand und seine Flucht vor dem Ruf Gottes hilft nichts. Gott setzt seinen Plan durch, gegen Jonas Willen und zum Heil der Menschen von Ninive.
Denn sogar nachdem Jona letztendlich doch die Botschaft verkündet hat und die Einwohner von Ninive umkehrten, wirkt Gottes Barmherzigkeit ihm zu billig und zu lax, so dass das Buch Jona mit dem Insistieren auf Gottes Mitleid endet.
Gottes Stimme nicht zu folgen auch gegen die eigenen inneren Ängste und Widerstände heißt also nicht, dass Gott nicht (an uns) handelt.
Denn Gott wird seine Barmherzigkeit verwirklichen, auch wenn wir nicht im Dialog mit ihm stehen wollen.
Schließlich ist das Maß von Gottes Barmherzigkeit zum Glück nicht unsere Begrenztheit und unser Hörvermögen.
Selbst barmherzig jedoch
werden wir eher, wenn wir, wie Jesus es sagt, auf seine Stimme hören
und seinem Vorbild folgen.