Donnerstag, 25. Januar 2018

„Deine rechte Hand, Herr, ist herrlich an Stärke“ (Ex 15,6). Gebetswoche für die Einheit der Christen 2018.

Die Ökumene ist kein Aufregerthema mehr.
Spätestens seit im letzten Jahr die Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum in einem sehr gemeinschaftlichen und ökumenischen Geist begangen wurden, könnte man überlegen: Wozu braucht es überhaupt noch eine "Gebetswoche für die Einheit der Christen", wie sie gerade weltweit vom 18.-25. Januar begangen wurde?
Die Zeiten, dass Katholiken keine evangelischen Gottesdienste besuchen sollten, sind doch vorbei, vorbei ist der familiäre Aufstand, wenn eine evangelische Christin einen Katholiken heiraten wollte.
Es ist doch so viel Gemeinsamkeit erreicht, die Unterschiede nur noch marginal.
Warum, so fragen sich viele Menschen, einigt man sich also nicht einfach und macht eine gemeiname christliche Sache, zumal die beiden großen Kirchen in Deutschland doch schon so gut harmonieren.
Zusammenkommen, egal wo.
Müllrose, 2017.
Aber ökumenische Einheit funktioniert eben nicht nach dem Prinzip von politischen Koalitionsverhandlungen, bei denen man sich auf ein zeitlich begrenztes Programm zur Gestaltung eines Landes einigen muss. Schon diese Einigung ist ein enormer Akt, wie man gerade sieht.

In der Ökumene wollen wir Christen jedoch noch viel mehr: Das Zusammenkommen der Kirchen zu einer einzigen Gemeinschaft muss aus innerer Überzeugung erfolgen, und das ist ein Prozess, der weltweit an sehr unterschiedlichen Punkten steht.

Darum ist es gut, wenn seit Jahrzehnten ein gemeinsamer Weg des Gebets gegangen wird.
In diesem Jahr haben Kirchen aus der Karibik das Motto „Deine rechte Hand, Herr, ist herrlich an Stärke“ (Ex 15,6) über die Gebetswoche gesetzt. Sie erinnern damit an den Auszug des Volkes Israel aus der Knechtschaft in Ägypten, eine Befreiung, die später als Tat der starken rechten Hand Gottes bejubelt wurde. Diese biblische Befreiungserfahrung erkennen die karibischen Christen auch im Freikommen aus anderen Versklavungen. Gerade in der Kolonialgeschichte und dem Slavenhandel ihrer eigenen Länder finden sie dieses alte Thema wieder.
Der Weg zur Einheit, so hat sich gezeigt, führt oftmals über eine gemeinsame Leidenserfahrung. Obwohl die Kolonialmächte aus Ländern kamen, die sich als christlich verstanden, traten sie die Freiheit ihrer Mitmenschen grausam mit Füßen. Die Verslavten aber zogen aus dem christlichen Glauben den Mut und die Kraft, um gegen die Versklavung anzugehen. Und sie vertrauten darauf, dass Gottes Hand ihrem Leiden irgendwann ein Ende setzen wird.

Auch in der deutschen Geschichte haben Christen aus unterschiedlichen Kirchen in der Verfolgung durch die Nationalsozialisten näher zueinander gefunden. Die "Ökumene der Märtyrer" hat gezeigt, dass trotz der politisch-gesellschaftlichen Unfreiheit eine größere innere Freiheit und tiefere Gemeinschaft wachsen kann.

So setzen wir Christen uns auch heute ökumenisch ein, weil wir auf das befreiende Handeln Gottes vertrauen und weil wir wissen, dass wir die Einheit der Christen nicht machen können, sondern sie von Gott geschenkt bekommen.