Sonntag, 28. Januar 2018

"Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazareth?" (Mk 1,24). Radiobeitrag mit gebrochener Hand.

So ähnlich hört / hörte es sich am heutigen Sonntag um kurz vor 10:00 Uhr auf radioBerlin 88,8 an, wenn ich "DAS WORT" spreche.

Wer hätte das gedacht? Ein einziger Schlag auf den Tisch und schon habe ich einen gebrochenen kleinen Finger!
Damit hatte ich so überhaupt nicht gerechnet, dass ich die Schmerzen und die Bewegungseinschränkung in der Hoffnung auf eine Stauchung erst einmal ein paar Tage ignoriert habe. Aber irgendwann bin ich dann doch zum Arzt gegangen und der bestätigte mir mit einem Röntgenbild den Bruch.

Behinderungen allüberall.
Neuruppin, 2017.
Nun habe ich seit ein paar Wochen eine Schiene am rechten Arm und fühle mich dadurch in meinem Alltag bei allen möglichen Gelegenheiten behindert. Das fängt beim Einstecken des Portemonnaies an, geht über das Duschen, Schuhebinden und Brotschneiden bis zum Kinderwagenschieben.
Bisweilen brauche ich Hilfe dort, wo ich selbst nie darum bitten würde. Und ich bekomme sie manchmal sogar auch dann, wenn ich nicht darum bitte.
Doch das passt nicht in mein Selbstbild. Ich bin doch stark und selbständig – und keiner, dem geholfen werden muss. Dann meldet sich in mir so ein kleiner Dämon, der sagt: "Ich will diese Hilfe nicht! Ich kann das doch! Ich brauche das nicht!"

Von ähnlichen Verhaltensweisen berichtet auch die Bibel immer wieder. Im Markusevangelium beispielsweise wird erzählt, dass Jesus in einer Synagoge auftritt und lehrt. Viele Leute sind beeindruckt. Doch dann erhebt sich ein Mann und schreit ihn an: „Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen?“ (Mk 1,24)
Jesus erkennt in diesen Worten einen bösen Geist. Er befiehlt ihm zu schweigen und den Mann zu verlassen, was zum Erschrecken der Umstehenden auch geschieht.

Nun mag der Glaube an böse Geister und Dämonen nicht das sein, was uns heute als wichtigste Botschaft aus der Bibel erscheint.
Dabei kennen wir doch das, was gemeint ist, sehr gut. Immer dann, wenn die Rede von unserem „inneren Schweinehund“ ist oder wenn ich mir mit gebrochener Hand denke, dass ich doch alles allein hinbekommen müsste, handelt es sich um solch ein Denken, um solch eine Geisteshaltung. Wir nennen es nur nicht Dämon.

Jesus vertreibt dieses Denken. „Ich will nichts mit dir zu tun haben“ oder „Ich mache mein Ding lieber allein“, ist jedenfalls keine besonders christliche Einstellung. Das gilt im Kleinen, in meinem Alltag mit Handverletzung und Hilfsangeboten, ebenso wie im Großen, im Umgang mit Geflüchteten oder Obdachlosen. 

Jesus ist nicht gekommen, um irgendjemanden ins Verderben zu stürzen, sondern um uns aus der Einigelung in uns selbst zu befreien. Den bösen Geist, der mir einflüstert, ich müsse alles selbst schaffen, den verjagt er.
Auch wenn ich verletzt bin und keine helfend ausgestreckte Hand sehen will, auch wenn ich schreie: "Was habe ich mit dir zu tun, Jesus?", wird er sich nicht abwenden. Darauf kann ich mich verlassen.

Voran kommt nicht nur einer allein.
Rasender Roland, Binz, 2016.