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Es gibt Momente im Leben, die einen
Menschen so prägen, dass danach alles anders ist. Lebensverändernde
Momente.
Das ist zum Beispiel der Beginn der
Schulzeit oder wenn ein Berufswechsel ansteht, oder eine Liebe auf
den ersten Blick.
Den ersten Jüngern Jesu passiert im
heutigen Evangelium (Mk 1,14-20) genau so etwas. Jesus spaziert am
Strand des Sees Genezareth entlang, sieht Simon und Andreas – und
sagt: Kommt und folgt mir!
Und sie – zack! – lassen ihre Netze
liegen und gehen hinter ihm her. Ein "life changing moment".
Sie lassen ihr altes Leben hinter sich
und beginnen noch einmal ganz neu.
Ich bezweifle ja, dass die meisten
heutigen Christen solche "life changing moments", solche
alles umstürzenden religiösen Erlebnisse, hatten.
Life changing? Schlauch und Wand, Neukölln, Berlin, 2017. |
Vielleicht wirkt Gott manchmal so –
wie mit dem Hammer. Von Paulus wird berichtet, dass er auf dem Weg
nach Damaskus gewesen sei, als er plötzlich geblendet war und die
Stimme Gottes hörte (Apg 9) – das wäre so ein ganz eindeutiger
Moment wie bei bei diesen ersten Berufungen am See.
Ich glaube, dass Gott mit jeder Person
von uns einen Plan hat, so wie er mit den Aposteln einen Plan hatte.
Aber wir sollten nicht erwarten, dass es diesen einen Moment gibt, in
dem sich alles auf einmal zeigt.
Wenn Gott nicht auf diese Weise zu uns
spricht – wir brauchen nicht zu verzweifeln! Er spricht zu uns.
Aber in den meisten Fällen wird die
Einsicht, was es jeweils konkret bedeutet ihm zu folgen, bei uns sehr
langsam durchsickern. Jesus wird uns wohl nur äußerst selten in
einer Vision oder beim Spaziergang am Strand klarmachen, was er von
uns will.
Darum ist unsere Ausdauer gefragt.
Immer wieder fragen. Immer wieder hinhören. Dranbleiben.
Auch das ist life changing –
lebensverändernd!
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Doch auch wenn wir es dann irgendwann
haben...
Wenn wir wissen, was wir tun müssten,
damit unser Leben die Gestalt gewinnt, die Gott dafür möchte –
dann müssten wir es auch noch tun, müssten unser Leben konsequent
neu ausrichten.
"Sogleich ließen sie ihre
Netze liegen und folgten ihm." heißt es von den Jüngern
(v18).
Ich misstraue solchen Leuten.
Irgendjemand kommt und fixt sie an – und schon sind sie fort. Sie
laufen mit und tun, bevor sie nachdenken. Wo ist die
Selbstbestimmung? Was soll diese Autoritätsfixierung?
Aber andererseits bewundere ich das
auch. Nicht ewig rückversichern, grübeln, hin- und herbewegen.
Sondern vertrauen und machen.
Man könnte sagen, dass dieser Jesus
halt ein solch überwältigender Typ war, dass er einfach
unwiderstehlich war und sie nicht anders konnten.
Gut unterscheiden, was noch gut ist! Matratzenrest, Neukölln, Berlin, 2017. |
Aber nach dem Prinzip verfahren ja
viele charismatische Rattenfänger. Diejenigen, die sich einfangen
lassen, nimmt man mit solange es geht, der Rest bleibt halt zu Haus.
Und gerade in religiöser Hinsicht gibt
es viele dieser Rattenfänger.
Denn in religiösen Dingen geht es ja
auch darum, zu vertrauen, loszulassen, nicht mehr auf sich selbst zu
bauen und so weiter.
Es braucht also Kriterien, nach denen
Nachfolge wirklich sinnvoll und zu verantworten ist.
Für die ersten Apostel als Juden war
das hoffentlich die Tora und wie Jesus sie ihnen predigte.
Und für uns? Was sind unsere
Kriterien?
Das berühmte Leben in Fülle? Oder die
Kreuzesnachfolge? Woran merke ich, dass ich mich auf einem
Wegabschnitt nicht gerade in Pseudo-Fülle vergrabe? Oder freiwillig
leide, obgleich es überhaupt nicht sein muss?
Die Wege Gottes mit mir – und die
Wege der von Gott zu mir Gesandten gut zu erkennen, braucht eine gute
Unterscheidungsgabe. Und die braucht Übung. Braucht ein hörendes
Herz.
Braucht Vertrauen – und Zweifel zugleich.
Braucht Vertrauen – und Zweifel zugleich.
Vor allem aber die innere Offenheit,
dass auch über meine eigene Scharfsinnigkeit hinaus ein Ruf Gottes
an mich ergehen kann. Es hat nichts mit Autoritätshörigkeit zu tun,
wenn ich darauf vertraue, dass Gott mir Gutes will und mich dahin
ruft.
Dann kann ich aufbrechen, wie diese
ersten Jünger.
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Ein gutes Kriterium für Gottes Ruf an
mich ist, wofür ich mich gerufen fühle. Und was das mit meinem
bisherigen Leben zu tun hat.
Die ersten Berufenen waren nach dem
Markusevangelium Fischer. Jesus nimmt das auf und sagt: "Ich
werde euch zu Menschenfischern machen" (v17).
Er nutzt das, was sie zuvor auch schon
tun und was sie besonders gut können und verwandelt es.
Das will er auch bei uns. Wenn wir
unsere Talente anschauen, die Fähigkeiten, die wir haben und die
Gaben, mit denen wir beschenkt sind – dann können wir auch ahnen,
was Gott für sein Reich von uns will. Er will das, was sowieso schon
in uns liegt, verwandeln.
Los geht's!
Leinen los! Waren / Müritz, 2016. |