"Gott, du Vater der Armen, du hast den heiligen Franz von Assisi auserwählt, in vollkommener Armut und Demut Christus ähnlich zu werden. Mache uns bereit, auf den Spuren des heiligen Franz deinem Sohn nachzufolgen, damit wir in Freude und Liebe mit dir verbunden bleiben."
Als ich dieses Gebet hörte, fiel mir besonders die halbe sprachliche Doppelung von "Armut" und "Demut" auf. Und was den heiligen Franz nun wirklich ausmachte, das war das in beiden Worten versteckte Attribut Mut.
Es war der Mut, dem gekreuzigten Jesus gegen alle Widerstände zu folgen.
Mut zum Widerstand. Graffito, Neukölln, Berlin, 2016. |
Nein, auch mitten unter das feindliche muslimische Heer und bis zum Sultan Al-Kamil wagte er sich.
Und nicht zu vergessen, dass er als eigenwillig aneckender Gottesmann die Nähe einer Frau, nämlich der Gottsucherin Clara nicht ausschlug. Dass er auch in ihrer Geistesverwandtschaft Gottes Geist am Wirken sah, war zu seiner Zeit in keinster Weise gesellschaftlich akzeptiert.
Das alles brauchte einen Mut, der im Vertrauen auf die Nähe Gottes wurzelte.
Und in all dem war Franz der von Freude und Liebe erfüllte Jünger Jesu, den uns der zweite Satz des Gebetes als Vorbild ans Herz legt.
Vielleicht lassen sich solch freudiger Mut und solches Absehen von der Meinung anderer auch nur angesichts dessen leben, dass auch sein Meister Jesus erst am Kreuz sein Werk vollenden konnte.
Nur mit einer solchen Perspektive verliert einer in vielen Widerständen nicht den Mut, ohne zynisch oder resigniert zu enden.