...denn die Liebe verwandelt das Leben
und heilt es.
So einfach ließe sich der Grundgedanke
des Evangeliums von Zachäus (Lk 19,1-10) zusammenfassen, das an
diesem Sonntag im Gottesdienst gelesen wird. Jesus sagt darin: "Heute
ist diesem Haus das Heil geschenkt worden", (v9) nachdem er
sich selbst zu dem beobachtenden Zöllner einlud und dieser daraufhin
sein ganzes bisheriges Leben ändert.
Denn Zachäus erfährt sich trotz
seiner Ferne zu den anderen Menschen als von Jesus angenommen, als
dieser sich ihm zuwendet. In diesem grundlegenden Angenommensein
zeigt sich Gottes Liebe zu jedem Menschen.
Aufblühen. Körnerpark, Berlin, 2016. |
Die Leseordnung stellt diesen Text
neben eine Lesung aus dem Buch der Weisheit (Weish 11,22-12,2), der
diesen Gedanken sehr schön expliziert, indem zu Gott gesagt wird:
"Du hast mit allen Erbarmen,
weil du alles vermagst, und siehst über die Sünden der Menschen
hinweg, damit sie sich bekehren. Du liebst alles, was ist, und
verabscheust nichts von allem, was du gemacht hast; denn hättest du
etwas gehasst, so hättest du es nicht geschaffen."
(vv23-24)
Das klingt so schön, dass man daran
erinnern muss, wie schwer es uns meistens fällt, uns einfach lieben
zu lassen. Wir finden genug Gründe, uns die Liebe lieber erkaufen zu
wollen oder uns selbst nicht zu mögen – oder, wenn wir dies tun,
dann zugleich zu sagen, dass wir uns selbst so sehr genügen, dass
uns die Liebe der Anderen nicht fehlt. (An anderer Stelle habe ich
dies ausgeführt als ein Sich-mitnehmen-Lassen.)
Doch im Grunde fallen diese scheinbare
Demut und dieser scheinbare Hochmut darin zusammen, dass wir die
Liebe nicht an uns heranlassen. Wir schauen sie uns, wie Zachäus,
lieber aus der Ferne an. Dabei entspricht sie einer tiefen
menschlichen Sehnsucht.
Wenn wir es aber wie Zachäus schaffen,
uns wirklich und zutiefst lieben lassen, dann werden wir davon
verwandelt.
Denn Liebe gebiert Dankbarkeit und
darum wieder Liebe (wie es auch Ignatius von Loyola in seiner
Betrachtung zur Erlangung der Liebe schreibt).Der reiche Mann gibt den Armen – auch
wegen des getanen Unrechts, auch aus Reue – aber zuerst aus Liebe.
Wenn dies nicht seine innerste
Motivation wäre, das Heil hätte Zachäus nicht erreicht.
P.S.
Vor dem Hintergund der mich derzeit
gerade oft beschäftigenden Gefängnisseelsorge ließen sich dazu
noch eine Unmenge von Gedanken anschließen: zum bedingungslosen
Angenommensein trotz aller Schuld; zur schuldhaften Haltung, die sich
eben nicht lieben lässt, sondern sich die Dinge anders schaffen
will; zur verwandelnden Kraft der Liebe usw.
Einen Gedanken möchte ich hervorheben:
die Wiedergutmachung einer juristisch verurteilten Tat kann nicht nur
darin bestehen, eine Strafe abzusitzen, sondern sinnvollerweise geht
es, wie auch das neue Strafvollzugsgesetz für das Land Berlin
ausführt, ebenso um die Opfer der bestraften Tat. In §6 Absatz 3
heißt es: "Die Gefangenen sollen angehalten werden, den
durch die Straftat verursachten materiellen und immateriellen Schaden
wieder gut zu machen."
Zachäus will dies im Evangelium durch
Rückgabe unrechtmäßig eingezogenen Geldes tun. Das dürfte, bei
den vielen Durchreisenden, nicht einfach sein. Die Inhaftierten, die
dies ebenso tun wollen, haben sicher ähnlich schwierige Konditionen
– welcher Geschädigte möchte denn tatsächlich Kontakt mit dem
Schädiger?
Aber immerhin: die Zielmarkierung ist
da...
Alles wieder gut? Sanktuarium Opatrznosci Bozej, Wilanów, Warschau, 2015. |