Mittwoch, 5. September 2018

Wenn ich den Hass sehe. Einige Anmerkungen in eigener Sache

Mir fehlen die Worte angesichts der Geschehnisse in der Welt.

Wer diesen Blog etwas kennt, weiß, dass ich Wert lege auf Ausgewogenheit und Einordnung, auf die Berücksichtigung weiterer Perspektiven und das Einhegen von Polarisierungen.
Ich leiste es mir, keine Bücher zu verreißen und niemanden unnötig schlecht darzustellen ohne mich dabei zu verbiegen. 

Sicher kommen auch in mir intensive Gefühle hoch zum verbrecherischen Umgang mit Missbrauch in der katholischen Kirche, wie derzeit in den USA zu beobachten. Oder zu den Chemnitzer Hetzjagden auf nicht „bio-deutsch" aussehende Menschen während der letzten Woche. Oder zu den Grabenkämpfen im Vatikan, zu Trumps Entfesselung neuer Konfliktherde in der Welt, zur Tragödie der Flüchtlingsschiffe vor den Häfen Europas...
Wes Geistes Kind?
Deutschlandhaus. Berlin, 2015.
Aber ich fühle mich von all dem so emotional überfordert, dass ich keine passende Sprache dafür finde.

Denn negative Emotionen liegen mir nicht. Und meine aufkochende Empörung in erregten Blogposts zu verarbeiten noch viel weniger. Die dabei meist herauskommende „wohltemperierte Stimmung" meines Blogs ist dann Fluch und Segen zugleich.

Denn ich müsste mich ja über so viele Dinge empören.
Stattdessen nehme ich all die negativen Gefühle vorerst wahr, insbesondere den Hass:

Ich nehme wahr, dass es an vielen Orten nicht mehr als Wert angesehen wird, sich zivilisiert zu verhalten.
Ich nehme wahr, dass auch akademisch Gebildete in den aktuellen Auseinandersetzungen kein Verlangen nach Mäßigung mehr haben.
Ich nehme wahr, dass die Reduzierung von Hass und Spaltung oft keine Priorität hat.

Das macht mich traurig.
Aber ich sehe keinen Nutzen darin, durch eigene Gedanken noch mehr Aufgeregtheit zu schaffen. Vielleicht muss man sich gerade jetzt energisch poitionieren. Allein, schon rein stilistisch könnte ich es wohl nicht anders als derzeit.
Also werde ich mich beim Kommentieren mancher aufregender Themen eher zurückhalten, auch wenn ich es mir nicht immer verkneifen kann, manchen aktuellen Anlässe an den Haaren herbeizuziehen und ihn mit religiöser Soße zu übergießen.

Die geneigte Leserschaft des Blogs möge mir dies alles, Zurückhaltung und Übergießen ebenso wie Sprachlosigkeit und Überforderung bitte nachsehen.
Danke.