Samstag, 29. September 2018

Hand ab und alles gut? Notizen zum Sonntagsevangelium

"Wenn dich deine Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen". (Mk 9,43)

Kunstpause.
Durchatmen.

Und dann: Was soll denn das?

Einfach ganz ruhig von vorne anfangen: Es geht um die Frage, wie mit Versuchungen umzugehen sei. Jesus ist da anscheinend radikal.

Ich höre so etwas bisweilen im Gefängnis: "Ich muss wirklich mal einen radikalen Schnitt machen!"

Mit Stumpf und Stiel.
Prora, 2016.
Durch einen einzigen konkreten Schritt soll alles entschieden sein.
Einfach aus Berlin raus. Für manche Männer schon ein Ding der Unmöglichkeit, das zu schaffen.

Auch habe ich schon mit einem Inhaftierten gesprochen, der seinen auf Kinder gerichteten Sexualtrieb einfach nicht unter Kontrolle bekam und sich voll Entsetzen über seine Taten selbst entmannen wollte.
Wortwörtlich ein radikaler Schnitt.

Das will Jesus also?

Ich zweifle.
Obwohl sich das Zitat kaum anders verstehen lässt: Radikale Ernsthaftigkeit und letzte Klarheit mit maximaler Erfolgsgarantie.

Aber ist es das wirklich? Braucht es nicht eher eine Änderung von innen her?

Hier liegt der springende Punkt – wir müssen die Bildebene verlassen.
Jesus verlangt genau das, was er sagt. Aber nicht dort, wo wir es hören.

Denn die krassen Jesu Aussagen haben einen einzigen Hintergrund: Es geht ihm um unsere innere Ernsthaftigkeit. Um die Wurzel.
Wir sollen mit ganzem Herzen dabei sein, nicht wieder und wieder aufschieben, den Versuchungen den Hals schon an der Wurzel knicken und sie nicht erst langsam hochwachsen lassen, bis sie stark und fest stehen.

Aber alles beginnt innen.
Ja, durch Medikamente und physische Eingriffe kann viel getan werden, aber weder die Drogen noch die Triebe oder die Aggressionen werden an der Wurzel gepackt, wenn nur die Symptome abgeschnitten werden.

Ja, es geht um Radikalität.
Aber es geht nicht um die Hand, sondern ums Herz. 

Punkt.

Ende.

Loslegen!

Runtergekommen.
Ragower Mühle, Schlaubetal, 2017.