"Wenn dich deine Hand zum Bösen
verführt, dann hau sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in
das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen".
(Mk
9,43)
Kunstpause.
Durchatmen.
Und dann: Was soll denn das?
Einfach ganz ruhig von vorne anfangen:
Es geht um die Frage, wie mit Versuchungen umzugehen sei. Jesus ist
da anscheinend radikal.
Ich höre so etwas bisweilen im
Gefängnis: "Ich muss wirklich mal einen radikalen Schnitt
machen!"
Mit Stumpf und Stiel. Prora, 2016. |
Durch einen einzigen konkreten Schritt soll
alles entschieden sein.
Einfach aus Berlin raus. Für manche
Männer schon ein Ding der Unmöglichkeit, das zu schaffen.
Auch habe ich schon mit einem
Inhaftierten gesprochen, der seinen auf Kinder gerichteten
Sexualtrieb einfach nicht unter Kontrolle bekam und sich voll
Entsetzen über seine Taten selbst entmannen wollte.
Wortwörtlich ein radikaler Schnitt.
Das will Jesus also?
Ich zweifle.
Obwohl sich das Zitat kaum anders
verstehen lässt: Radikale Ernsthaftigkeit und letzte Klarheit mit
maximaler Erfolgsgarantie.
Aber ist es das wirklich? Braucht es
nicht eher eine Änderung von innen her?
Hier liegt der springende Punkt – wir
müssen die Bildebene verlassen.
Jesus verlangt genau das, was er sagt.
Aber nicht dort, wo wir es hören.
Denn die krassen Jesu Aussagen haben
einen einzigen Hintergrund: Es geht ihm um unsere innere
Ernsthaftigkeit. Um die Wurzel.
Wir sollen mit ganzem Herzen dabei
sein, nicht wieder und wieder aufschieben, den Versuchungen den Hals
schon an der Wurzel knicken und sie nicht erst langsam hochwachsen
lassen, bis sie stark und fest stehen.
Aber alles beginnt innen.
Ja, durch Medikamente und physische
Eingriffe kann viel getan werden, aber weder die Drogen noch die
Triebe oder die Aggressionen werden an der Wurzel gepackt, wenn nur
die Symptome abgeschnitten werden.
Ja, es geht um Radikalität.
Aber es geht nicht um die Hand, sondern ums Herz.
Punkt.
Ende.
Loslegen!
Runtergekommen. Ragower Mühle, Schlaubetal, 2017. |