Wenn ich die Nachrichten höre, wird
mir schlecht. Ich kann nur schwer aushalten zu hören, wie viele
Menschen wieder und wieder im Wasser vor Europa umkommen und wie
abgebrüht und weichgekocht die Reaktionen der zuständigen Politiker
sind.
Die todbringende Devise heißt augenscheinlich: Schleuser bekämpfen anstatt Menschen zu retten.
Die todbringende Devise heißt augenscheinlich: Schleuser bekämpfen anstatt Menschen zu retten.
Tomáš Halík, dessen Buch "Berühre die Wunden"1 ich gerade lese, spricht dagegen von einer "Spiritualität der Nichtgleichgültigkeit"2, die es einzuüben gelte. Das trifft es meiner Meinung nach.
Verschlossene Türen ins Nichts. Lichtenberg, Berlin, 2015. |
Christlich wäre der "Mut zu
sehen"3 und sich davon berühren zu lassen,
wäre eine wirksame Bekämpfung des Massentodes, nicht eine immer
größere Abschottung.
Die Gefahr, dass das aufgeklärte und
an humanen Werten orientierte Europa "kulturelle
Überlegenheitsansprüche"4
aus seiner oft durchaus vorbildlichen Menschenrechtstradition
formuliert (wie Hans Joas in seiner neuen Publikation schreibt),
scheint angesichts dieses humanitären Versagens nicht mehr gegeben.
Vielmehr muss anscheinend die Warnung von Papst Franziskus
aktualisiert werden, der 2013 auf Lampedusa eine "Globalisierung der Gleichgültigkeit" anprangerte.
Halík schreibt später:
"Denen, die auf dieser Welt
durch Gewalt und Bosheit in die Knie gezwungen wurden, ohne dass sie
sich auf das Spiel der Gewalt und der Bosheit eingelassen hätten,
denen, 'die sich ihr Gewand im Blut des Lammes reingewaschen haben'
(vgl. Offb 7,14) , die 'aus der großen Bedrängnis kommen', verheißt
die Offenbarung des Johannes die Teilnahme an jener Liturgie, bei der
alle vor dem Lamm auf die Knie fallen und ein neues Lied anstimmen
werden".5
Den Flüchtlingen, den Bedrängten
dieser Welt, jenen, die unsere Gleichgültigkeit nicht leben lässt,
gilt Gottes Liebe und gerade sie will er aufnehmen in seine
Herrlichkeit.
3 Ebd.,
106.