Wegen eines Geburtstags hätte ich hier
natürlich nichts geschrieben, aber wenn zwei ins Haus stehen,
ergeben sich doch überraschende Konvergenzen, die benannt werden
sollten...
Meine Tochter, in der Trotzphase und
bei allen damit verbundenen Ärgernissen doch immer wieder so
ungemein liebenswert und niedlich, wird drei Jahre alt.
Sie hat am gleichen Tag Geburtstag wie
der Weltkatechismus (KKK), der heute vor 25 Jahren von Johannes Paul
II. promulgiert wurde.
Wie passt das also zusammen?
Unter Stuck und unter Freunden. Berlin, 2017. |
Als moderner Vater und echter deutscher
Katholik habe ich natürlich ein Problem mit dem Thema Autorität.
In der Kindererziehung zeigt sich das
vornehmlich in meiner inkonsequenten Haltung bei Konflikten und
meiner ständigen (naja fast ständigen) Dialogbereitschaft.
Schließlich möchte ich kein autoritäres Gehabe an den Tag legen,
sondern dem Kind mit Respekt und Augenhöhe und blablabla.
Gleiches gilt in der Religion. Ich
glaube nicht, dass die dogmatische Lehre als zentrale Kategorie des
Christentums gelten sollte. Jesus jedenfalls überzeugt durch seine
Zugewandtheit und das Erfahrbarmachen der Liebe seines Vatergottes.
Nicht aber durch Pochen auf Gesetzlichkeit.
Seine Kategorie ist die Liebe.
Und das passt ja auch irgendwie zum
Vater-Kind-Verhältnis.
Denn bei all der Anstrengung, dem
furchtbaren Geschrei und Durchsetzenwollen des eigenen Willens in
diesem schrecklich aufgeregten und unruhigen Alltag liebe ich dieses
mein Kind doch über alles.
Und wie praktisch: das Thema Liebe
findet sich auch in den ersten Worten des KKK. Dort heißt es unter
der Nummer 1:
"In einem aus reiner Güte
gefaßten Ratschluß hat er [Gott; RP] den Menschen aus freiem Willen
erschaffen, damit dieser an seinem glückseligen Leben teilhabe."1
Gott will den Menschen aus Liebe an
seiner Glückseligkeit teilhaben lassen!
Das ist also (nach dem Katechismus) der
Ausgangspunkt unseres Glaubens und des ganzen darauf folgenden
Heilsgeschehens mit Menschwerdung und Geistendung.
Das entspricht zwar nicht der
Katechismusstandardeinschätzung seitens meiner liberalen
Katholizität, aber wenn das tatsächlich die Basis des Katechismus
ist, dann muss ich auch nicht die ganze Zeit streiten, ob die
Verbindlichkeit seiner Aussagen nun das erste oder das zweite
Hilfsmittel bei der Lösung der derzeitigen Glaubenskrise ist.2
Denn dann weisen schon die ersten Worte des Katechismus über ihn
hinaus und in die Weite Gottes hinein. Der Kern ist eben die
Einladung zur Teilhabe am Leben Gottes, nicht das Glaubenswissen. Das
muss es auch geben, aber eben als zweites, das erste ist die
persönliche Beziehung zu diesem Gott.
Ich meinerseits werde familiär damit
leben, dass meine Tochter an meinem Leben teilnimmt – mit allen
Hochs und Tiefs, allen tollen und erschreckenden, anstrengenden und
erheiternden Momenten.
Ähnlich dem Katechismus, nur dass der dabei meist im Regal stehen muss.
P.S.
Und, eine weitere Konvergenz, natürlich
hat der Katechismus auch noch ein kleines Geschwisterchen bekommen,
den YouCat.
Genau wie meine Tochter, nur dass ihr
Geschwisterchen keinen englischen, sondern einen biblischen Namen
bekommen hat!
Mit Kindersportartikel über sich selbst hinaus. Trampolin, Schwerin am See, 2017. |
1 Katechismus
der Katholischen Kirche. München, Wien u.a. 1993, S. 38.
(Den Hinweis verdanke ich einem Interview mit Kardinal Schönborn http://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/hier-erfahre-ich-was-die-kirche-lehrt)
(Den Hinweis verdanke ich einem Interview mit Kardinal Schönborn http://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/hier-erfahre-ich-was-die-kirche-lehrt)
2 Vgl.
dazu auch die Diskussion in der Herder-Korrespondenz von Anfang
diesen Jahres mit den Beiträgen von Bernhard Meuser
(https://www.herder-korrespondenz.de/heftarchiv/71-jahrgang-2017/heft-1-2017/warum-katechese-katechismus-braucht-der-verlorene-schluessel),
Clauß Peter Sajak
(https://www.herder-korrespondenz.de/heftarchiv/71-jahrgang-2017/heft-2-2017/warum-der-katechismus-nicht-die-loesung-fuer-die-glaubenskrise-ist-der-schluessel-ist-die-beziehung)
und Manfred Gerwing
(https://www.herder-korrespondenz.de/heftarchiv/71-jahrgang-2017/heft-4-2017/zur-auseinandersetzung-ueber-die-katechese-fragen-und-verstehen).